Frühchen kommen mit vielen Risiken zur Welt. Eins davon: eine Frühgeborenen-Retinopathie (ROP).
Die Erkrankung ist durch erhöhte Konzentrationen des vaskulären Wachstumsfaktors (VEGF) in der erkrankten Netzhaut gekennzeichnet und betrifft weltweit schätzungsweise etwa 50 000 frühgeborene Kinder. In schwerwiegenderen Fällen kann ROP aufgrund einer Netzhautablösung zur Erblindung führen. Die deutsche fächerübergreifende Leitlinie von Neonatologen und Augenärzten empfiehlt ein Screening auf ROP bei allen Entbindungen vor der 31. Schwangerschaftswoche. Da die ROP zwischen der 32. und 45. Woche nach Befruchtung auftritt, sollte die erste augenärztliche Untersuchung nicht stattfinden, bevor das Frühgeborene eine Entwicklungsreife von mindestens 31 Wochen erreicht hat.
Eine leichte ROP bildet sich normalerweise spontan zurück, während schwere Formen von Retinopathie auf jeden Fall eine frühzeitige Behandlung erfordern. Was die Therapie betrifft, galt das Laserverfahren bislang als Goldstandard. Nun zeigen neue Studien, dass Anti-VEGF-Medikamente ähnlich wirksam sein können. Die in das Auge injizierbaren VEGF-Hemmer zielen auf die erhöhten intraokularen VEGF-Spiegel ab. Die internationale FIREFLEYE-Studie mit 113 behandelten Säuglingen zeigte, dass der Behandlungserfolg mit Aflibercept 0,4 mg hoch war und bei Frühgeborenen mit schwerer Frühgeborenen-Retinopathie meist mit einer einzigen Injektion pro Auge erreicht werden konnte.
Stahl A et al., JAMA 2022; 328: 348–359