Mitte Mai 2023 wurde die Version 3 der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes publiziert. Aktuell hat sich die multidisziplinäre Leitliniengruppe mit den Themenbereichen Epidemiologie, Screening und Diagnostik befasst. Die NVL ist auf den Internetseiten des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) abrufbar.
Die neu überarbeiteten Kapitel werden mit den Kapiteln der 2021 erschienenen 2. Auflage als Version 3 veröffentlicht. Weitere Kapitel, wie die nicht-medikamentöse Therapie und Folgeerkrankungen werden sukkzessive bearbeitet und ergänzt. Die methodische Vorgehensweise ist im Leitlinienreport beschrieben. Die wesentlichen Neuerungen betreffen das Screening auf Typ-2-Diabetes, die Laborwerte im Bereich eines erhöhten Diabetesrisikos, einen neuen Diagnosealgorithmus, die Überprüfung der Diagnose sowie das regelmäßige Screening auf Folge- und Begleiterkrankungen:
Allgemeines Diabetes-Screening weiterhin nicht empfohlen
* Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko soll die Untersuchung auf das Vorliegen eines Diabetes angeboten werden. Ein Screening der Allgemeinbevölkerung, das über die Maßnahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung hinausgeht, wird nicht empfohlen.
* Laborwerte in diesem Bereich (NPG 100 bzw. 110 bis 125 mg/dl, HbA1c 5,7 bis < 6,5%) sind mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Mikro- und Makroangiopathie verbunden. Die Leitlinie empfiehlt lebensstilmodifizierende Maßnahmen. Diese können das Risiko für Diabetes sowie möglicherweise Folgen des Diabetes senken.
* Zwei Laborwerte im pathologischen Bereich (Nüchternplasmaglukose (NPG) / HbA1c / ggf. Gelegenheitsplasmaglukose (GPG)) sind notwendig, um die Diagnose Diabetes zu stellen. Die Kombination unterschiedlicher Messverfahren kann die Limitationen der einzelnen Verfahren ausgleichen. So wird das Risiko für Über- und Unterdiagnostik reduziert.
* Die Diagnoseparameter lassen nur eine Aussage zum aktuellen Zeitpunkt zu. Insbesondere bei Ergebnissen im Grenzbereich ist es daher sinnvoll, die Diagnose Typ-2-Diabetes im Verlauf zu überprüfen.
* Die Ergebnisse der strukturierten Untersuchungen sollen dokumentiert und mit den Betroffenen besprochen werden sowie in die Therapie einfließen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, bei denen die jeweilige Folge-/Begleiterkrankung nicht bekannt ist, werden festgelegte Screeningintervalle empfohlen (jeweils für Fußläsionen, Neuropathie, Nephropathie, Retinopathie, Depressive Störungen und andere psychische Komorbiditäten sowie die Abschätzung kardiovaskuläres Risiko).
Die 2021 veröffentlichten Kapitel wurden von der Leitliniengruppe geprüft und bestätigt. Neue Evidenz zur medikamentösen Therapie stützt sowohl die Therapiewahl nach kardiovaskulärem Risiko als auch die vorgeschlagenen Substanzen in der nächsten Therapiestufe. Die Empfehlungen, Tabellen und Algorithmen bleiben weiter gültig. Neue Literatur wurde im Hintergrundtext aufgenommen.
Die Übersichtsseite NVL Typ-2-Diabetes (inklusive Patientenblätter, Leitlinienreport etc.) erlaubt den Download der Leitlinie, von Unterlagen für die Patientenberatung oder dem Flyer „Was ist wichtig? Was ist neu?“ (https://www.leitlinien.de/themen/diabetes).
Pressemitteilung „Neue Version der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes veröffentlicht“. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, 16.5.2023 (https://www.aezq.de/aezq/service/archiv/nachricht/news2023-05-15).