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Infektiologie

AIDS: Auch 40 Jahre nach der HIV-Erstbeschreibung ist kein Ende in Sicht

27.12.2023

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für HIV/AIDS ambitionierte Ziele formuliert: So soll bis 2030 AIDS weltweit als Public-Health-Problem beendet werden, was in der gegenwärtigen globalen Situation jedoch schwer vorstellbar ist, wie Wissenschaftler von der Abteilung Infektionsepidemiologie des Robert Koch-Instituts im aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“ anmerken. Auch eine HIV-Elimination aus der menschlichen Population ist völlig unrealistisch, solange kein hochwirksamer Impfstoff zur Verfügung steht – und ein solcher ist nicht in Sicht.

Vor dem des aktuellen Status der HIV-Epidemie in Deutschlandkommen die Forscher bei ihrem Ausblick in die Zukunft zu dem Schluss, dass es herausragende medizinische Erfolge bei der HIV-Behandlung gibt. So wurde erstmals eine funktionierende Therapie für eine chronische virale Infektion entwickelt, die allerdings nicht zu einer Heilung führt. Die HIV-Therapie war zudem die Blaupause für die Behandlung der Hepatitis C und dieses weniger pathogene Virus kann heute sogar ausgeheilt werden. Es ist zwar nach wie vor kein Impfstoff gegen HIV in Sicht, aber es ist immerhin möglich, Medikamente prophylaktisch zur Verhinderung einer HIV-Infektion einzusetzen. In Deutschland stehen Medikamente sowohl zur Behandlung als auch zur Prophylaxe für alle Menschen mit Krankenversicherung zur Verfügung. Eine völlig offene Frage bei einer hauptsächlich auf HIV-PrEP („Prä-Expositions-Prophylaxe“) beruhenden Prävention ist, wie sich die Bereitschaft zu einer dauerhaften prophylaktischen Medikamenteneinnahme entwickeln wird, wenn die Zahl der HIV-Neuinfektionen tatsächlich auf ein sehr niedriges Niveau von beispielsweise 300 Infektionen pro Jahr in Deutschland abgesenkt werden könnte.

 

Stigmatisierung von Menschen mit HIV

Nicht wirklich gelungen ist es hingegen, so stellen die Wissenschaftler fest, die innergesellschaftlichen Barrieren zu überwinden, die es für marginalisierte Gruppen so schwer machen, in vollem Umfang von den genannten medizinischen Errungenschaften zu profitieren. Die WHO hat versucht, dies mit ihren 10%-Zielen zu adressieren. Diese lauten: Weniger als 10% der Länder haben Gesetze und Regelungen, die die hauptsächlich betroffenen Gruppen kriminalisieren, einschränken oder benachteiligen, weniger als 10% der Menschen mit HIV erfahren in Gesundheitseinrichtungen Stigmatisierung und Diskriminierung und weniger als 10% der Frauen und trans* Personen erfahren Geschlechterungleichheit und geschlechterspezifische Gewalt. Von diesen Zielen sind wir weltweit nach wie vor weit entfernt, betont das Autorenteam vom RKI. Auch wenn das Ausmaß der Stigmatisierung in Deutschland im weltweiten Vergleich relativ gering ist, stellt die Stigmatisierung von Menschen mit HIV in Gesundheitseinrichtungen auch in Deutschland weiterhin ein Problem dar.

Es scheint zum jetzigen Zeitpunkt so, so resümieren die Autoren, als würde nur ein Teil der optimistischen Ziele, die zur Eindämmung von HIV/AIDS formuliert wurden, rechtzeitig erreicht werden können. Es ist daher wichtig, HIV/AIDS auch weiterhin im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu halten und so deutlich zu machen, dass das Problem noch nicht gelöst ist.

Marcus U, Schmidt D, Gunsenheimer-Bartmeyer B, Bremer V: Auf dem Weg zum Ende von AIDS? Die HIV-Epidemie in Deutschland. Epid Bull. 2023 Nov 23;47:3-8 (DOI10.25646/11807).

* The path that ends AIDS: UNAIDS Global AIDS Update 2023. Geneva: Joint United Nations Programme on HIV/AIDS; 2023. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO (https://www.unaids.org/en/resources/documents/2023/global-aids-update-2023).

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