Dass Hörverlust ein Risikofaktor für Demenz ist, predigen HNO-Ärzte und Neurologen seit einigen Jahren. Die Evidenz wird durch eine Studie aus den USA gestärkt, in der die Prävalenz wohl durch Hörgeräte gesenkt wurde.
Die verwendeten Daten stammten aus der National Health and Aging Trends Study (NHATS), einer landesweit repräsentativen, seit 2011 laufenden Studie Panelstudie mit US-amerikanischen Medicare-Empfängern, die älter als 65 Jahre sind. In die Studie eingeschlossen wurden Personen, die noch in eigenem Haushalt leben. Für die Luftleitungs-Reintonaudiometrie wurde ein elektronisches tragbares Audiometer auf Tablet-Basis verwendet. Als audiometrischer Reintondurchschnitt (PTA) der Sprachfrequenz im besser hörenden Ohr wurde der übliche Mittelwert jener vier Frequenzen (500, 1000, 2000 und 4000 Hz) berechnet, die für das Sprachverstehen am wichtigsten sind. Die Verwendung von Hörgeräten wurde von Studienteilnehmern selbst angegeben. Eine Demenz wurde entweder über die Klassifikation des NHATS-Algorithmus (≤ 1,5 Standardabweichungen vom Mittelwert aller Befragten in einem oder mehreren kognitiven Bereichen - Gedächtnis, Orientierung, Exekutivfunktion), eine selbst- oder fremdgemeldete Demenzdiagnose oder einen AD8-Demenz-Screening-Score, der auf eine wahrscheinliche Demenz hindeutet, erfasst. Mit Poisson-Regression, bereinigt um demografische und klinische Kovariaten, wurde die Demenzprävalenz geschätzt. Die Sekundäranalyse untersuchte die Verwendung von Hörgeräten und Demenzhäufigkeit bei Teilnehmern mit mittelschwerem bis schwerem Hörverlust.
Bei den 2.413 Teilnehmern (53,3% ≥ 80 Jahre, 55,8% Frauen) betrug die Demenzprävalenz im Mittel 10,27% (95%-KI, 8,90-11,83) und nahm mit zunehmendem Hörverlust zu (normal: 6,19% [95%-KI, 4,31-8,80]; leicht: 8,93% [95%-KI, 6,99-11,34]; mäßig/schwer: 16,52% [95%-KI, 13,81-19,64]). Die Hörverlustprävalenz betrug insgesamt 36,74% (95%-KI, 34,67-38,86) für leichten und 29,79% (95%-KI, 27,47-32,22%) für mittelschweren bis schweren Hörverlust. Teilnehmer mit mäßigem bis schwerem Hörverlust waren mit größerer Wahrscheinlichkeit älter, männlich und weiß und hatten einen geringeren Bildungsstand als Teilnehmer mit leichtem oder normalem Hörverlust.
Zur im Mittelpunkt stehenden Frage nach dem statistischen Zusammenhang von Hörverlust und Demenz ergab sich, dass die Demenzprävalenz bei Teilnehmern mit mittelschwerem bis schwerem Hörverlust höher als bei Teilnehmern mit normalem Gehör ist (Prävalenzverhältnis 1,61 [95%-KI, 1,09-2,38], p=0.01). Dieser Zusammenhang stimmte mit Analysen überein, bei denen die PTA entsprechend eines jeweils 10 dB schlechteren Hörverlustes kontinuierlich modelliert wurde (Prävalenzverhältnis 1,16 [95%-KI, 1,07-1,26], p<0,001). Bei 853 Teilnehmern mit mäßigem bis schwerem Hörverlust war die Verwendung von Hörgeräten (n=414) mit einer deutlich geringeren Demenzprävalenz im Vergleich zur Nichtverwendung verbunden (Prävalenzverhältnis 0,68 [95%-KI, 0,47-1,00]).
Der deutliche Zusammenhang der Verwendung von Hörgeräten mit einer geringeren Demenzhäufigkeit, so stellen die Autoren in ihrem Forschungsbrief in JAMA fest, sollte vermehrt zu Maßnahmen im öffentlichen Gesundheitswesen führen, um den Zugang zu bezahlbaren Hörgeräten zu erleichtern.
Huang AR et al.: JAMA. 2023 Jan 10;329(2):171-173 (DOI 10.1001/jama.2022.20954).