Bei chronischen Kopfschmerz- oder Migränepatienten kann der Abusus von Schmerz- oder Migränemitteln zu einem Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MOH) führen. Dabei handelt es sich um eine eigenständige sekundäre Kopfschmerzerkrankung, deren pathophysiologischen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind.
Neben einer gestörten Schmerzmodulation, zentralen Sensibilisierung, psychologischen bzw. bio-behavioralen Faktoren werden auch genetische Faktoren diskutiert. Und geklärt ist nicht, ob der häufige Analgetika-Gebrauch zu einer Chronifizierung von Kopfschmerzen führt oder ob sich zunächst die Kopfschmerzen verschlechtern und die Patienten deshalb den Konsum von Schmerz- und Migränemitteln steigern.
Das Bewusstsein für die Problematik ist oft weder bei Betroffenen noch Ärzten ausreichend. Den aktuellen Wissensstand vermitteln sowie die Aufmerksamkeit dafür schärfen, möchten Ashina S et al. [1]. So käme es z. B. häufiger bzw. schneller unter Triptanen zu einem MOH als unter NSAR. Zusätzliche Risikofaktoren für einen MOH stellen weibliches Geschlecht, niedriger Bildungs- oder sozialer Status, psychiatrische Erkrankungen, abhängiges Verhalten wie Rauchen sowie die Einnahme von Medikamenten gegen Schlafstörungen oder Beruhigungsmittel dar. Wichtig sei, an die Möglichkeit eines MOH zu denken und sie anzusprechen.
1 Ashina S et al., Nat Rev Dis Primers 2023; 9: 5
Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V., Februar 2023