Ein neues Zwei-Phasen-Modell der physiologischen Entwicklung der äußeren Hautschicht hat Dr. Hisham Bazzi, Forschungsgruppenleiter am Kölner Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD und dem Zentrum für Molekulare Medizin Köln (ZMMK), zusammen mit seinem Team vorgelegt.
Das Forscherteam zeigt anhand der Zeitrafferbildung und Messungen der Gewebewachstumsdynamik im Mausmodell, dass die erste Phase die Hauptphase der Schichtung ist und durch hohe Proliferationsraten entsteht. Dies gilt sowohl bei basalen Vorläuferzellen, den späteren Stammzellen der Haut, als auch bei den suprabasalen Hautzellen. Zudem trägt die Delamination zur Aufschichtung bei. „Wir waren überrascht, viele sich teilende Zellen nicht nur in der basalen Schicht zu sehen, wo sich die zukünftigen Stammzellen befinden, sondern auch in den zur Differenzierung bestimmten Zellen darüber. Die gedrängte Umgebung bewegt die Zellen dazu, die Basalschicht zu verlassen und neue Schichten zu bilden“, sagt Bazzi. „Dies ist wahrscheinlich ein allgemeines Konzept für die Entstehung anderer geschichteter Gewebe oder sogar pseudostratifizierter Epithelien, wo eine einzelne Zellreihe durch die Anordnung der Zellkerne mehrschichtig erscheint.“ Die zweite Phase, eine Erhaltungsphase, wird wahrscheinlich eher durch die zelluläre Ablösung von der Basalschicht als durch die Teilungsorientierung der basalen Vorläufer unterstützt. Dies zeigten weitere Experimente. Das Verständnis der Mechanismen der Entstehung der Hautschichten ist die Grundlage für die klinische Forschung und ermöglicht es den Forschern, Hautkrankheiten wie Psoriasis oder atopische Dermatitis besser zu verstehen. „Interessanterweise konnten wir in Proben von Patienten mit Schuppenflechte und Neurodermitis nachweisen, dass auch hier eine hohe Proliferation von suprabasalen Zellen vorliegt. Dies deutet daraufhin, dass bei diesen Erkrankungen Programme aus der Entwicklungsphase reaktiviert werden“, sagt Lisa Wirtz, Doktorandin in der Arbeitsgruppe.
Originalpublikation: Damen M et al., Nature Communications 2021; 12: 1–16
Pressemitteilung Universität zu Köln, Mai 2021