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Diabetes mellitus

Unterversorgung mit bariatrischer Chirurgie

16.7.2024

Zwar ist die bariatrische Chirurgie (BC) eine etablierte Therapieoption für Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) mit einem BMI ≥ 35 kg/m2 und zeigt im Vergleich zur konservativen Therapie häufiger eine Remission des T2D („metabolische Chirurgie“), sowie nachhaltigen Gewichtsverlust. Ziel einer bei dem diesjährigen Diabetes Kongress in Berlin präsentierten Analyse war es, die derzeitige Praxis und die Auswirkungen verschiedener bariatrischer Verfahren auf die diabetische Stoffwechsellage, das Gewicht und die kardiovaskulären Risikofaktoren bei adipösen Personen mit T2D und Typ-1-Diabetes (T1D) zu untersuchen: Der Versorgungsgrad mit Adipositaschirurgie in Deutschland und Österreich ist in diesen Patientengruppen weiterhin gering, trotz der günstigen Verlaufsdaten.

Von 629.784 Erwachsenen mit T1D oder T2D im DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation)-Register erhielten 685 eine bariatrische Operation. 489, deren Daten zu metabolischen Parametern, medikamentöser Therapie, genauem Datum der Übergewichts-OP vorlagen, wurden hinsichtlich krankheits- und behandlungsspezifischer Parameter mittels deskriptiver Statistik ausgewertet. Für 101 Personen lagen Verlaufsdaten bis 18 Monate nach dem Eingriff vor. Die metabolische Verbesserung (Gewichtsabnahme ≥ 20 % und/oder HbA1c < 6,5 % ohne Medikation) wurde adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, Diabetesdauer mittels logistischer Regression analysiert.

Insgesamt 39 Personen mit T1D (74,4 % w) und 450 mit T2D (67,3 % w) unterzogen sich einer bariatrischen Operation. Patientinnen und Patienten mit T1D vs. T2D hatten präoperativ eine längere Diabetesdauer (22,4 vs. 10,5 Jahre, p<0,005), ein jüngeres Alter (43,8 vs. 55,5 Jahre, p<0,005), einen höheren HbA1c (7,8 vs. 6,8 %, p<0,001), einen niedrigeren BMI (34,5 vs. 40,3 kg/m2, n.s.) und erhielten zu 100 % eine Insulintherapie vs. 50 %. Blutdruck, Lipide, mikro- und makrovaskuläre Komplikationen unterschieden sich nicht signifikant.

Sowohl bei T1D als auch T2D wurde am häufigsten ein Roux-en-Y-Bypass durchgeführt (46,2 %; 45,6 %), gefolgt von einer Sleeve-Gastrektomie (33,3 %; 32,9 %), Magenband (5,1 %; 5,6 %) und anderen Verfahren. Nachbeobachtungsdaten lagen nur von 11 Personen mit T1D vor und zeigten eine Verringerung des BMI von 38,4 auf 30,9 (n.s.), des HbA1c von 8,6  auf 7,8 % (n.s.) und der Insulindosis von 0,75 auf 0,54 IE/kg (n.s.). Patientinnen und Patienten mit T2D (n = 90) zeigten im Verlauf Verringerungen des BMI von 44,8 auf 36,6 kg/m2 (p<0,001), des HbA1c von 7,4 auf 6,4 (p<0,001) und des Anteils der Insulinbehandelten von 58,9 % auf 37,8 % (n.s.). Bei Menschen mit Erwachsenendiabetes war die Dauer seit der Operation der alleinige Prädiktor für die metabolische Verbesserung.

Die multizentrische Autorengruppe kommt zu dem Schluss, das bei der Diabetesversorgung in Deutschland und Österreich der Anteil adipöser Menschen mit T1D und T2D, die für eine BC ausgewählt werden, trotz günstiger Verlaufsdaten für beide Diabetestypen weiterhin gering ist. In der Praxis scheint der BMI und nicht die metabolische Stoffwechsellage der wesentliche Faktor für die Entscheidung zu einer bariatrischen Operation zu sein.

Laubner K et al.: Bariatrische Chirurgie bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 - eine multizentrische Analyse der DPV-Wiss-Datenbank (DOI 10.1055/s-0044-1785344). Posterpräsentation beim Diabetes Kongress 2024, Motto „Diabetes. Umwelt. Leben. Perspektiven aus allen Blickwinkeln“, Berlin 8.-11. Mai 2024. Veranstalter: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin.

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