Da Befunde zur Arbeitszeit von Ärzten lückenhaft sind, haben Soziologen und Versorgungsforscher der Universität Bayreuth Angaben aus dem Mikrozensus 2017 zur „normalen“ Arbeitszeit und zu den Präferenzen von Ärzten ausgewertet. Die Analyse differenziert vor allem nach Beschäftigung in Voll- vs. Teilzeit, dem Berufstatus – Selbstständigkeit vs. Anstellung –, und dem Geschlecht. Am meisten arbeiten freiberufliche Ärzte in Vollzeit, während in Teilzeit arbeitende angestellte Ärzte mehr als Freiberufler arbeiten.
Der Auswertung zufolge geben freiberufliche Ärzte bei Vollzeittätigkeit im Schnitt eine Arbeitszeit von 48,8 Stunden pro Woche an, abhängig Beschäftigte 46,2 Stunden. Bei Teilzeittätigkeit nennen abhängig Beschäftigte ca. 4 Stunden mehr als Freiberufler. Männer arbeiten bei Vollzeittätigkeit etwa 4 Stunden mehr als Frauen, bei Teilzeit 5 Stunden weniger. Der Anteil an Teilzeitarbeit ist bei Ärztinnen höher als bei Ärzten (28% vs. 10%). Die spezifische Analyse für freiberuflich Tätige zeigt ebenfalls eine umgekehrte Diskrepanz: Unter Teilzeitbedingungen arbeiten Ärztinnen 4 Stunden mehr als Ärzte, bei Vollzeit arbeiten Ärzte 4 Stunden mehr als Ärztinnen.
Niedergelassene/Freiberufliche arbeiten in Teilzeit weniger als Angestellte. Auch hier liegt die Quote bei Ärztinnen höher (19,5% vs. 10,6%). Insgesamt arbeiten 14% in Teilzeit (knapp 20 Stunden pro Woche), 86% in Vollzeit (knapp 49 Stunden). Zahnärzte berichten etwas niedrigere Arbeitszeiten, Allgemein- und Fachärzte liegen mit 45 Stunden in etwa gleichauf. Dieser Unterschied geht auf Differenzen bei der Vollzeitarbeit zurück, die bei Allgemein- und Fachärzten etwa 50, bei Zahnärzten 46 Stunden beträgt. Demgegenüber arbeiten Zahnärzte in Teilzeit länger (24 vs. 18 Stunden).
Familiäre Verpflichtungen beeinflussen Arbeitszeit
Nur wenige, vor allem in Teilzeit arbeitende Ärzte (ca. 6,5%) geben an, mehr arbeiten zu wollen. Als Grund für Teilzeitarbeit nennen Frauen mehrheitlich familiäre Verpflichtungen (68%), Männer meist „sonstige“ Gründe (76%) und seltener Kinderbetreuung oder persönliche/familiäre Verpflichtungen (15%). Insgesamt 13% der Vollzeitarbeitenden wünschen weniger Arbeitsstunden – Frauen etwas häufiger.
Die vorliegende Analyse ergänzt Quellen wie das Zi-Praxis-Panel, das die Kosten- und Versorgungsstrukturen in den Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten untersucht (https://www.zi.de/themen/panel-befragungen-und-oekonomie/zi-praxis-panel). Auf der Gesamtebene, so die Autoren, liegt der Durchschnitt im Mikrozensus 5 Stunden unter dem des ZiPP (50 Stunden/Woche).
Kögel A et al.: Arbeitszeit von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland: Ergebnisse des Mikrozensus mit Fokus auf Niedergelassene. Gesundheitswesen. 2023 Jul 14 (DOI 10.1055/a-2107-4845).