Seit der Corona-Epidemie sind die Infektionsraten von Malaria in Deutschland fast wieder auf den Stand von vor 2020 geklettert. Ursache ist hauptsächlich die wiedererstarkte Reisetätigkeit. Allerdings befürchten einige, dass Flüchtlingsströme und Klimawandel Malaria hierzulande wieder zu einer endemischen Erkrankung machen.
Europa gilt seit 1974 als malariafrei, Deutschland laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon seit 1964. Dennoch gibt es Fälle von eingeschleppter Malaria, deren Zahl mit dem zunehmenden Reiseverkehr in tropische Gebiete zugenommen hat. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden 2019 etwa 1 000 Fälle pro Jahr registriert. Durch die Reisebeschränkungen während der Corona-Jahre sank die Malaria-Prävalenz, doch für 2022 wurde ein Wiederanstieg auf 768 Fälle gezählt [1]. Auch wurden mehr Todesfälle registriert: Im Jahr 2022 sind 9 Personen daran gestorben – die höchste Anzahl in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren.
Aufgrund des Klimawandels und des Anstiegs an Flüchtlingen gibt es Befürchtungen, dass es zu einer Malaria-Epidemie kommen könnte. Die letzte Malaria-Epidemie in Deutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den heißen Sommern 1945–1946 vor allem bei Kriegsheimkehrern und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten registriert. Angesichts der Bilder von Flüchtlingen in den Nachrichten beschleicht so manchen der Gedanke, dass Migranten und Migrantinnen möglicherweise Malaria einschleppen könnten. Doch diese Annahme lässt sich bisher nicht bestätigen.
Zwar gilt laut WHO die Malaria als die häufigste Infektionserkrankung unter Flüchtlingen weltweit, doch betrifft dies überwiegend innerafrikanische Flüchtlingsströme. Die größte Gruppe der in Deutschland behandelten Patientinnen und Patienten sind Reiserückkehrer aus tropischen Gefilden (hauptsächlich aus Afrika), die meist keine ausreichende Expositions- und Chemoprophylaxe betrieben haben – aber eher keine Flüchtlinge.
Flüchtlinge sterben vor Ankunft an M. tropica
Bei den in Deutschland diagnostizierten Malaria-Fällen entfielen in 80 % auf die durch Plasmodium falciparum verursachte Malaria tropica [1]. Diese Malaria-Form gilt nicht nur als die häufigste, sondern auch als die gefährlichste Malaria-Variante, weil es hier unter anderem zu hämolytischer Anämie, Lungen- und Nierenbeteiligung oder Magen-Darm-Symptomen kommt. Unbehandelt verläuft sie oft tödlich. Dies erklärt, warum bei den Flüchtlingen kaum Malaria tropica diagnostiziert wird: M. tropica hat eine Inkubationszeit von 6 Tagen bis wenigen Wochen. Flüchtlinge sind meist viel länger unterwegs, sodass eine Falciparum-Infektion bei dieser Patientengruppe kaum vorkommt [2].
Mit einer Diagnostik und Therapie in einem möglichst frühen Stadium lässt sich ein tödlicher Verlauf verhindern. Denn jede Stunde Verzögerung des adäquaten Managements verschlechtert die Überlebensprognose [3]. Das klappt allerdings nur, wenn Fernreise-Rückkehrer sich des Malaria-Risikos bewusst sind. Treten erste Symptome nach einer Tropenreise auf, muss sofort eine parasitologische Abklärung der Malaria erfolgen. Bestätigt sich der Verdacht und liegen noch keine Komplikationen vor, bestehen gute Heilungschancen.
Die Behandlung erfolgt nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (Tab.). Theoretisch können Malaria-Infizierte dazu beitragen, dass Malaria weiterverbreitet wird: Werden diese Personen von hiesigen, noch nicht infizierten Anopheles-Spezies gestochen, nehmen die Mücken dabei die Erreger auf und geben sie beim nächsten Stich weiter.
Klimawandel erhöht Malaria-Risiko
Immer mehr tropische Mückenarten werden aufgrund der gestiegenen Durchschnittstemperaturen und milden, frostarmen Winter in Deutschland heimisch, sprich endemisch. So existieren hier mittlerweile Anopheles-Mücken, die bisher aber nicht mit den Malaria-Erregern infiziert sind. Epidemiologische Modelle deuten darauf hin, dass in den kommenden Jahrzehnten mit dem Ausbreiten der Anopheles-Mücke nach Norden ein Wiederauftreten der Malaria vor allem in Südeuropa einhergehen wird [4].
Temperaturabhängige Entwicklung
Die Mücken und die Erreger sind von klimatischen Faktoren abhängig. Bei den meisten Anopheles-Arten beginnt mit 10 °C die Entwicklung, die bei 25–30 °C das Optimum erreicht, und ab 35 °C zum Absterben führt. Mit steigenden Temperaturen verdauen die Mücken das gesaugte Blut schneller, damit erhöht sich die Stechfrequenz und die Infektionsgefahr.
Auch die Entwicklung der Krankheitserreger in der Mücke ist temperaturabhängig. Plasmodium falciparum braucht eine Minimaltemperatur von 18–20 °C bis zur Reife, in Europa verbreitete Erreger genügen auch 16,5 °C [5].
Die Flüchtlingsbewegungen nach Europa sind derzeit kein Risikofaktor für eine Ausbreitung der Malaria in Europa. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen kann allerdings zu einem Ausbreiten der Überträger-Mücken und dann auch zu vermehrter Malaria-Prävalenz beitragen. Wichtig ist hier, Erkrankte schnell und suffizient zu behandeln, damit die Mücken nicht infiziert werden und somit die Erkrankung weitertragen können.