Fast alle schwer heilenden Wunden weisen einen Biofilm auf, der ein Hindernis für die antimikrobielle Therapie darstellt. Das Konzept der Wundhygiene bietet einen systematischen Ansatz, um die durch Biofilm verursachten Heilungshindernisse zu überwinden.
Die Wundheilung kann durch verschiedene Faktoren erschwert und verzögert werden. Eines dieser Hindernisse sind Biofilme, die sich als komplexe Ansammlung verschiedener Mikroorganismen auf Wundoberflächen ansiedeln und dort eine Barriere gegenüber herkömmlichen antimikrobiellen Therapien darstellen. „Bis zu 78 % der chronischen und bis zu 6 % der akuten Wunden sind mit Biofilm belastet“, zitierte der Wundexperte Björn Jäger (Lingen) das Ergebnis einer Metaanalyse von Malone et al. [1].
Biofilme sind oft mit chronischen Wundinfektionen assoziiert, die zu langwierigen Heilungsprozessen führen können. Die Identifikation erfordert mikroskopische Untersuchungen, da der Biofilm nicht mit bloßem Auge zu erkennen ist.
In 4 Schritten zum Erfolg
Das Konzept der Wundhygiene verfolgt als Anti-Biofilm-Strategie in 4 einfachen Schritten das Ziel, die Heilungschancen zu optimieren, die Heilungsraten zu verbessern, die Verordnung von Antibiotika zu reduzieren und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu steigern.
Das Vorgehen umfasst
Definition eines neuen Gewebetyps
Bei der Beurteilung des Wundverlaufs werden Gewebetypen mit Nekrose, Fibrin, typischer Granulation und Epithel berücksichtigt. Neu definiert ist einem aktuellen Expertenkonsens zufolge das Gewebe mit „atypischer Granulation“, das sich meist in Wunden findet, die stagnieren [2]. Es ist typischerweise dunkelrot, kann bei schlechter Durchblutung aber auch blass-rosa sein, sieht oft aufgequollen aus und ist von instabiler Konsistenz, sodass es bei Berührung leicht bluten kann. Atypisches Granulationsgewebe kann auf verschiedene Faktoren hinweisen, wie Wundinfektion mit Biofilm und hoher Keimzahl, Ischämie oder Neoplasie. Entgegen dem typischen Granulationsgewebe sollte das atypische Gewebe beim Debridement entfernt und bei Verdacht auf Neoplasie histopathologisch untersucht werden.
Symposium „Wundhygiene 2.0 – Der Patient im Mittelpunkt“ (Veranstalter: ConvaTec GmbH)