Über den Einfluss von Placebo und Nocebo auf den Behandlungserfolg referierte Prof. Dr. med. Manfred Schedlowski (Essen) im Auftaktvortrag. Die Placebo-Antwort werde in allen Organen und Körperfunktionen beobachtet, auch bei Hauterkrankungen. Kommunikation verändere Erwartungen, die wiederum den Therapieeffekt auf neurobiologischer Ebene beeinflussen, nicht nur auf der Ebene des Befindens.
„Placebo führt nicht nur zu einem additiven, sondern auch zu einem interaktiven Effekt“, so Schedlowski. Als Beispiel führte er eine Studie an, in der Personen mit atopischer Dermatitis ein Antihistaminikum erhalten hatten – die einen offen, die anderen verdeckt. Diejenigen mit offener Gabe berichteten eine deutlich stärkere Juckreizreduktion und hatten eine geringere Quaddelgröße. Auch in der Wundheilung findet sich der Placebo-Effekt: Durch die Erwartung, eine neuartige Wundtherapie erhalten zu haben, stieg die wundbezogene Lebensqualität deutlich an, die Wundgröße verringerte sich – trotz Anwendung der alten Therapie. Aber Vorsicht: auch eine negative Erwartungshaltung wirkt sich aus (Nocebo-Effekt). Zu viele Informationen über Nebenwirkungen oder angstauslösende Äußerungen führten in Studien unter Placebo-Gabe zu einer höheren Nebenwirkungsrate und Therapieabbrüchen.