Prof. Dr. med. Nicole Sänger (Bonn) referierte zu den Themen ovarielle Stimulation und Infertilität. Sie startete mit einer Studie zum PPOS-Protokoll, also Progestin-Primed Ovarian Stimulation, und der Frage, ob man das Patientinnen zum Beispiel in der Social-Freezing- oder Medical-Freezing-Situation anbieten kann, oder ob man besser beim klassischen Antagonisten-Protokoll bleibt.
Verglichen wurde das PPOS- gegen GnRH-Antagonisten-Protokoll bei Low-Responderinnen, die keinen frischen Embryotransfer favorisiert haben. Die flexible Progestin-Prime-Stimulation bedeutet, dass ein Monitoring stattfindet, ein Leit-Follikel identifiziert wird (14 mm) und erst dann startet man mit dem Gestagen. Im fixierten Protokoll wird Upfront mit der GnRH-Stimulation das Gestagen dazugegeben.
Der vorgestellte RCT hat 482 Patientinnen eingeschlossen. Die Ergebnisse waren altersstandardisiert vergleichbar, das gilt auch für den BMI. Die Lebendgeburtrate wurde mit 44,1 % angegeben und mit 47,9 % für die GnRH-Gruppe. Beide Gruppen hatten vergleichbare Outcomes für die primären und sekundären Punkte. Die Limitationen: Es ist eine Single-Center-Studie, Open-Label-Design, nicht verblindet und wir wissen noch nicht, wie viele Schwangerschaften noch generiert werden, denn tatsächlich gibt es immer noch Patientinnen, die den ersten Kryo-ET nicht abgeholt haben.
Weiter berichtete Prof. Sänger über ein 3-Injektion-Protokoll für IVF. Es geht also darum, Patientinnen die häufigen Monitore zu ersparen, gerade interessant für solche, die weit von der Kinderwunschklinik entfernt ansässig sind. Es ist ein Proof of Concept mit einem Depot-GnRH-Antagonisten, der Degarelix heißt. Die erste Injektion ist ein FSH-Depotpräparat, nach der zweiten Injektion dann an Tag 7 oder 8 das Antagonist-Depotpräparat. Die Lebendgeburtrate wurde als vergleichbar angegeben.
Fazit: Das Protokoll könnte eine gute Alternative in einem vorselektionierten Patientinnen-Klientel darstellen. Eine gute ovarielle Reserve sollte vorhanden sein, eine Erweiterung kann notwendig werden und natürlich war das Studienkollektiv zu gering, deswegen sind weitere Studien nötig.