Bei seltenen Autoimmundermatosen wie Lupus erythematodes, Pemphigus oder bullösem Pemphigoid sind die Therapieoptionen oft nicht zufriedenstellend. Es befinden sich jedoch verschiedene Systemtherapeutika in der klinischen Erprobung, die bereits zu vielversprechenden Ergebnissen geführt haben.
Beim Lupus erythematodes handelt es sich um eine klassische multisystemische Autoimmunerkrankung, bei der es unter Beteiligung von Autoantikörperbildung zu Reaktionen gegen den Körper selbst kommt. Die Haut stelle dabei eine wesentliche Zielstruktur dar, erklärte Prof. Dr. med. Claudia Günther, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Dresden. Der kutane Lupus erythematodes (LE) könne in jedem Lebensalter mit und ohne Systembeteiligung (SLE) auftreten.
Hoher therapeutischer Bedarf beim kutanen Lupus erythematodes
Für alle Betroffenen sei es wichtig, relevante Risikofaktoren zu meiden, so Günther. Dazu zählten ein guter Sonnenschutz sowie Schutzmaßnahmen gegen Kälte. Rauchen sollte möglichst unterlassen werden, hier könnten Rauchentwöhnungsprogramme helfen.
Zur medikamentösen Behandlung des kutanen LE wird bei lokal begrenzten Hautmanifestationen zunächst eine topische Therapie mit Steroiden oder bei Bedarf mit Calcineurin-Inhibitoren empfohlen. Führt dies nicht zu einer Remission oder sind die Hautmanifestationen schwer und ausgeprägt, kommen zusätzlich zur topischen Therapie Hydroxychloroquin sowie bei aktiver Erkrankung systemische Steroide zum Einsatz.
Bei etwa der Hälfte bis zwei Drittel der Patientinnen und Patienten lasse sich damit jedoch keine vollständige Abheilung des kutanen LE erreichen, berichtete Günther. Dann würden Methotrexat oder andere Immunsuppressiva angewendet. Allerdings lägen aktuell keine Zulassungen für die Medikamente beim kutanen LE vor und der Bedarf an neuen Medikamenten sei daher hoch.
Zukünftige Therapiestrategien beim kutanen Lupus erythematodes
Liegt ein LE mit Systembeteiligung vor, sind die Biologika Belimumab und Anifrolumab zugelassen. Unter beiden Medikamenten würden auch positive Effekte auf die Haut gesehen, so Günther. Entsprechende Studien zur Anwendung beim kutanen LE laufen aktuell.
Zu den weiteren therapeutischen Optionen für den kutanen LE, die sich derzeit in der klinischen Erprobung befinden, zählt der TYK-2-Inhibitor Deucravacitinib. Der Januskinase-Inhibitor ist bereits für die Psoriasis zugelassen. Ergebnisse einer Phase-II-Studie bei Erwachsenen mit aktivem SLE belegen eine etwa 50%ige Besserung der Hautbeteiligung [1].
Mit dem Anti-BDCA2-Antikörper Litifilimab konnten in einer Phase-II-Studie bei Patientinnen und Patienten mit kutanem LE ähnliche Effekte auf den Hautzustand erreicht werden [2]. Erste Daten zum ILT7-Antikörper Daxdilimab sowie zum IRAK4-Inhibitor Edecesertib sind ebenfalls vielversprechend. Die weiteren Ergebnisse klinischer Studien, die auch in Deutschland durchgeführt werden, dürften mit Spannung erwartet werden und könnten neue Hoffnung für Betroffene bedeuten, so Günther.
Zielgerichtete Therapien auch bei Autoimmundermatosen im Kommen.
Therapie des Pemphigus heute und morgen
Blasenbildende Autoimmundermatosen seien dadurch charakterisiert, dass unterschiedliche Antikörper gegen Haftstrukturen in der Haut gerichtet seien, erklärte Prof. Dr. med. Michael Hertl, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universität Marburg.
In der Therapie des Pemphigus sind systemische Glukokortikoide nach wie vor der Goldstandard. Ebenfalls als Erstlinientherapie beim mittelschweren bis schweren Pemphigus kommt außerdem Rituximab infrage. Um steroidsparend einen morbostatischen Effekt zu erhalten, werden neben Rituximab als Zweitlinienmedikamente immunsuppressive Adjuvanzien wie Azathioprin, Mycophenolat, Methotrexat oder Dapson eingesetzt. Einen Platz in der Drittlinie haben intravenöse Immunglobuline, Cyclophosphamid als Puls oder die Immunadsorption.
Heute seien verschiedene zielgerichtete therapeutische Ansätze bekannt, die in die Pathogenese des Pemphigus eingreifen, berichtete Hertl. Der Anti-CD20-Antikörper Rituximab sei bereits zum Standard avanciert. Die Datenlage sei sehr überzeugend und belege auch einen guten steroidsparenden Effekt. Je früher die Behandlung beginne, desto größer seien die Chancen für eine langfristige komplette Remission. Weitere Substanzen für eine zielgerichtete Therapie des Pemphigus, die auf die Depletion autoreaktiver B-Zellen oder die Inhibition einer T-Zell-abhängigen B-Zell-Aktivierung abzielten, würden derzeit in Phase-I-Studien geprüft.
Zielgerichtete Therapie – die Zukunft auch beim bullösen Pemphigoid
Das bullöse Pemphigoid tritt vor allem bei älteren Menschen auf und geht mit Pruritus einher. Es sollte auch an Triggerfaktoren wie Checkpoint-Inhibitoren, Gliptine oder Antihypertensiva gedacht werden, empfahl Hertl. In der Erstlinientherapie des bullösen Pemphigoids werden nicht nur systemische, sondern auch potente topische Glukokortikoide eingesetzt. Diese sollten den Influx von Entzündungszellen verhindern, erklärte Hertl. In der Zweitlinientherapie werden Dapson und weitere adjuvante Immunsuppressiva, Doxycyclin, Rituximab sowie intravenöse Immunglobuline verwendet.
Vielversprechend sind nach Einschätzung von Hertl neue zielgerichtete therapeutische Ansätze für die Behandlung des bullösen Pemphigoids. Mit dem IgG4-Antikörper Dupilumab konnte in einer retrospektiven Studie bei 87 % der Behandelten innerhalb von 4 Wochen eine Krankheitskontrolle und bei 35,6 % eine komplette Remission erreicht werden [3]. Das Sicherheitsprofil war gut, allerdings sind gehäufte Infektionen sowie eine mögliche Eosinophilie zu beachten. Der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab führte in einer multizentrischen prospektiven Studie bei 77 % der bislang therapieresistenten Behandelten zu einer kompletten Remission und bei weiteren 9 % zu einer partiellen Remission bei guter Verträglichkeit [4]. Es sei lohnenswert, diese und weitere Substanzen für eine zielgerichtete Therapie im Auge zu behalten, fasste Hertl zusammen.
Plenarsitzung „Autoimmunerkrankungen der Haut“