Neue Real-World-Daten bestätigen, dass GLP-1-Rezeptoragonisten atherosklerotische Ereignisse bei Typ-2-Diabetes verhindern können. Acetazolamid wirkt sich hingegen als Add-on bei dekompensierter Herzinsuffizienz positiv aus.
Aktuelle kardiologische Leitlinien empfehlen bei Typ-2-Diabetes (T2D) und hohem kardiovaskulären Risiko für den initialen Therapiestart Medikamente wie SGLT2-Inhibitoren (SGLT2i) oder GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA), z. B. Semaglutid. Diese können Blutzucker sowie Gewicht senken und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren [1,2]. „Eine leitliniengerechte Therapie des T2D muss nicht nur kardiovaskulär sicher sein, sondern zusätzlich protektive Effekte für Herz, Hirn und die Gefäße liefern“, betonte Dr. med. Florian Kahles (Aachen).
Mit Semaglutid lässt sich das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 26 % senken, das für nicht tödliche Schlaganfälle sogar um 39 % [3]. Nun belegen auch Real-World-Daten aus den USA von 22 154 Personen mit T2D ohne bzw. mit atherosklerotisch kardiovaskulärer Erkrankung (ASCVD): Im Vergleich zu den weitverbreiteten DPP-4-Inhibitoren reduzierte Semaglutid das Risiko für Schlaganfälle deutlich stärker, vor allem wenn eine ASCVD vorlag (Hazard Ratio [HR] 0,63 bzw. mit ASCVD HR 0,45) [4].
Kahles empfahl, die aktuelle Therapie und das kardiovaskuläre Risiko frühzeitig zu überprüfen und wenn nötig, das kardiovaskuläre Potenzial von GLP-1-RA wie Semaglutid besser zu nutzen, um die Prognose positiv zu beeinflussen.
Rekompensationsfähigkeit bei Herzinsuffizienz verbessern
Nur wenige Patienten mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz sind bei Klinikentlassung vollständig rekompensiert. Acetazolamid könne die Situation verbessern, wie die ADVOR-Studie gezeigt habe, erklärte Prof. Dr. med. Christoph Maack (Würzburg) [5]. In der Studie wurde die Rekompensationsfähigkeit von Acetazolamid bei Patienten mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz, klinischen Stauungszeichen und erhöhten NT-proBNP-/BNP-Werten additiv zur bisherigen Standardtherapie überprüft: Die eine Hälfte der Patienten erhielt Acetazolamid i. v. (500 mg einmal am Tag) zusätzlich zu einer standardisierten i. v.-Therapie mit Schleifendiuretika für zwei Tage oder bis zur vollständigen Rekompensation. Die andere Hälfte bekam stattdessen eine Placebo-Infusion, ebenfalls zusätzlich zur Standardtherapie.
Primärer Endpunkt war eine erfolgreiche Rekompensation, definiert als Abwesenheit von Stauungszeichen in den kommenden drei Tagen nach der Randomisierung – ohne dass dafür eine Eskalation der Rekompensationstherapie nötig war. Diesen Zustand erreichten 42,2 % der zusätzlich mit Acetazolamid behandelten Patienten (Placebo-Gruppe: 30,5 %). Zudem wirkte sich die Zusatztherapie günstig auf den Krankenhausaufenthalt aus: Die mit Acetazolamid behandelten Patienten verbrachten weniger Zeit im Krankenhaus als die Placebo-Gruppe (8,8 Tage vs. 9,9 Tage).
1 Cosentiono F et al., European Heart Journal 2020; 41: 255–323. Deutsche Kurzfassung: DGK. Pocket-Leitlinie: Diabetes, Prädiabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Grünwald 2019. Börm Bruckmeier Verlag
2 Nauck MA et al., Mol Metab 2021; 46: 101102
3 Marso SP et al., N Engl J Med 2016; 375: 1834–1844
4 Evans M et al., European Society of Cardiology (ESC) 2022; Abstract 806
5 Mullens W et al., N Engl J Med 2022; DOI 10.1056/NEJMoa2203094
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