Kompositorische Ästhetik

Erfolgreiche ästhetische Behandlungen können nicht ausschließlich mit einer einzigen Therapie durchgeführt werden. Das Netzwerk Ästhetik kombiniert und verbindet die verschiedenen ästhetischen Therapien, um möglichst große Synergien in der Gesichtsoptimierung zu erzeugen. Wir bezeichnen dies  als „Kompositorische Ästhetik“. Die ­Effekte sind nicht rein äußerlich. Einige Publikationen ­zeigen, dass Botulinumtoxin (und ich möchte hier erweitern: ästhetische Medizin insgesamt) positive Auswirkungen auf die psychische Konstitution der Patienten hat. Im alternden Gesicht ist neben dem Verlust von Kollagen und Elastin besonders die ­Ptosis (Absenkung der Fettkompartimente) festzustellen: Ältere Patienten weisen häufig größere ­Fettkompartimente im unteren Gesichtsdrittel auf, während im mittleren Gesichtsdrittel die abgesunkenen Volumina fehlen.

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Analyse von Gesicht, Struktur und Konturen

Will man Optimierung im Sinne der Kompositorischen Ästhetik erzielen, ist die Analyse des Gesichts, seiner Oberflächenstruktur und seiner Konturen unbedingt erforderlich: Wo ist zu viel, wo zu wenig Volumen? Welche mimischen und nicht mimischen Falten ­stören den vitalen Gesamteindruck? Wo sollte Volumen wieder aufgebaut werden? Wie ist die Beschaffenheit der Haut? Diese Fragen liegen einer ganzheitlichen ­Analyse zugrunde. Den Patienten soll Ganzheitlichkeit natürlich nicht aufgezwungen werden. Aber sie sollten wissen, dass Kompositorische Ästhetik das alternde Gesicht mit Konturen der Jugendlichkeit – d. h. schmaler und wohlkonturierter Kinnregion und voluminöserer Wangenregion – versorgen kann (Abb. 1 a, b).

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Ablaufplan erstellen

In welcher Reihenfolge sollte eine Behandlung nach den Richtlinien der Kompositorischen Ästhetik erfolgen? Wir unterscheiden Behandlungen der Veränderung von Kontur, Falten (mimisch und nicht mimisch) und Hautbild. Wir beginnen mit der Reduktion des Volumens im unteren Gesichtsdrittel, in der Regel durch Injektions-Lipolyse. Auch können Kompartimente durch Cog-Fäden in ihrer Lage verändert ­werden. Der nächste Schritt der Konturveränderung erfolgt durch den Volumenaufbau durch Filler in ­Wangen, Augenringen und Lippen. Volumenreduktion und -aufbau verändern das Gesicht grundlegend in seiner Kontur. Die Behandlung von Falten und Haut kann teilweise parallel, teilweise in der Zwischenphase der Behandlungsintervalle erfolgen. So kann bei einer Behandlung des Doppelkinns mit ­Lipolyse gleichzeitig die Glabellafalte mit einem Neuromodulator behandelt werden. Im Zeitfenster von 8 Wochen zwischen zwei Lipolyse-Behandlungen kann problemlos eine Hautbehandlung durch Laser, PRP ­(Platelet Rich Plasma) oder Needling stattfinden.

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Kombinationen verbessern das Ergebnis

Bei einigen Indikationen kann man nur mit Kombinationen mehrerer Verfahren gut behandeln. Bei sehr runden oder rechteckigen Gesichtskonturen („Mondgesicht“) haben wir sehr gute Erfahrungen mit einer Kombination aus Injektions-Lipolyse und Botulinumtoxin-Injektionen in den Masseter gemacht. Das Ergebnis von Abb. 2 lässt sich nur in dieser Kombination erzielen. Weitere Kombinationen zur Verbesserung der Ergebnisse einer Lipolyse sind solche mit Kryolipolyse, mit dual frequentem Ultraschall und mit keto­gener Diät. Eine Injektionslösung, die den Wirkstoff Phosphatidylcholin in Nanopartikelgröße enthält und die aggressive Desoxycholsäure durch Glycyr­rhizin­säure ersetzt hat, ist seit 2020 im Netzwerk im Einsatz. Vorteile sind eine Verkürzung des Behandlungsintervalls von 8 auf 2–3 Wochen und die Reduktion von Nebenwirkungen, v. a. der Schwellungen.