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Dermatologie

Differenzialdiagnosen zur chronischen Wunde

Kann es auch ein Tumor sein?

Dr. med. Franziska Gensel

Ein zugrunde liegendes Tumorwachstum als Ursache der chronischen Wunde zählt zu den selteneren Fällen. Trifft dies zu, ist eine sichere Diagnose mittels Biopsie und eine entsprechende Behandlung des zugrunde liegenden Tumors entscheidend.

Die Minderheit der chronischen Wunden weist ­immunologische, metabolische, medikamentös bedingte, infektiöse oder physikalische Ursachen oder ein zugrunde liegendes Tumorwachstum auf. Eine gründliche Anamnese und umfassende körperliche Untersuchung einschließlich bidirektionaler Doppleruntersuchung, Bestimmung des Knöchel-Arm-Indexes und ausreichender Labordiagnostik wie Differenzialblutbild, Entzündungsparameter, Gerinnungsstatus, Elektrolyte, HbA1c und Serum­glucose als auch die Durchführung einer Probebiopsie bei unklarem Befund gehören zur Basisdiagnostik chronischer Wunden. Ulzeration, Blutungsneigung, ungewöhnliche Loka­l­isation der chronischen Wunde (Abb. 1) als auch das Auftreten von knotigen Anteilen (Abb. 2) in der Wunde oder die Ausbildung einer auffälligen Gefäßzeichnung können Anzeichen eines ­Tumors sein. Bei klinischem Verdacht auf eine zugrunde liegende Tumorerkrankung sollten Gewebeproben an meh­r­eren Stellen des Wundrandes und der Ulcusmitte entnommen werden.

Häufigste Hauttumoren

In der Reihenfolge ihres Auftretens zählen folgende Hauttumoren zu den häufigsten: das Basalzell­­­karzinom, das Plattenepithelkarzinom, das maligne ­Melanom, das kutane Lymphom, das Kaposi-Sarkom, Metastasen anderer Primärtumoren sowie sehr ­selten ulzerierte, benigne Melanome der Haut. Darüber hinaus ist die maligne Transformation auf langzeitig bestehenden Ulzerationen eine gravierende Komplikation der chronischen Wunde, wozu auch das Marjolinkarzinom zählt. Dies ist eine umstrittene Bezeichnung für ein Plattenepithelkarzinom, seltener Basalzellkarzinom, das sich auf einem langzeitig ­bestehenden Ulcus anderer Genese oder einer Verbrennungsnarbe bzw. Strahlennarbe entwickelt hat. Bestätigt der histopathologische Befund den Tumorverdacht, sollte je nach zugrunde liegender Tumorerkrankung die vollständige histologisch schnittrandkontrollierte Exzision unter Berücksichtigung eines entsprechenden Sicherheitsabstandes erfolgen.


Plattenepithelkarzinom und Basalzellkarzinom

Unter der kaukasischen Bevölkerungsgruppe zählt zu den häufigsten Tumoren der Haut das Basalzellkarzinom mit einer Inzidenz in Deutschland von ca. 70 –200 pro 100.000 Einwohner und Jahr. Es weist meist hautfarbene oder rote bis rotbraune Knötchen, Plaques, Knoten oder Ulzera auf. Dabei ist der klinische Aspekt abhängig vom Alter der Läsion, der ­Lokalisation und der vorliegenden klinischen Variante (knotig, superfiziell, sklerodermiform, pigmentiert, ulzeriert). Das Basalzellkarzinom wächst lokal infiltrierend und ­destruierend, wobei es sehr selten metastasiert. Das zweithäufigste Karzinom der Haut ist das Plattenepithelkarzinom. Es neigt ebenfalls zu destruierendem Wachstum als auch zu insgesamt seltener Metasta­sierung, welche zunächst lymphogen in die regio­nären Lymphknoten und später hämatogen erfolgt.Größere Tumoren dieser beiden Arten oder kritische Lokalisationen erfordern zur Durchführung der Exzision eine stationäre Behandlung. Kleinere Tumoren können meist ambulant operativ behandelt werden. Dabei wird meist ein zweizeitiges operatives Vorgehen gewählt und je nach Tumordicke und -ausdehnung ein direkter Wundverschluss oder eine sekundäre Wundheilung angestrebt. Je nach Ausdehnung der Tumorerkrankung als auch der Patientenkonstellation (Alter, Vorerkrankungen, Begleitmedikation) müssen weitere Behandlungsoptionen in Betracht gezogen werden, wie die Strahlentherapie, moderne Immun- oder zielgerichtete Therapie, Chemotherapie. Das ­maligne Melanom ist ein bösartiger, invasiv wach­sender, frühzeitig zu Metastasierung neigender Tumor und für mehr als 90 % aller Sterbefälle an Haut­tumoren verantwortlich.

Man unterscheidet klinisch-histologisch das maligne Melanom in superfiziell spreitend, nodulär, akrolentiginös, amelanotisch, das Lentigo-maligna-Melanom sowie weitere seltene Unterformen. Bei vorliegender histologisch gesicherter Diagnose eines malignen Melanoms ist eine radikale Nachexzision mit stadienabhängigen Sicherheitsabständen zeitnah durchzuführen. Die weitere therapeutische Behandlung sollte in spezialisierten Tumorzentren erfolgen und umfasst teils in Kombination Radiatio, Immun- und zielgerichtete Therapien, Chemotherapie, Elektrochemotherapie oder hypertherme Extremitätenperfusion, dies insbesondere bei rasch wachsenden multiplen Haut- und subkutanen Metastasen, die auf eine ­Extremität beschränkt sind. Die oben genannten Lymphome und Sarkome treten insgesamt selten bis sehr selten auf und sollten ebenfalls an spezialisierten Zentren versorgt werden.

Fazit

Entscheidend ist es, bei allen Tumorformen der Haut zu beachten, dass sich an die histologische Sicherung und therapeutische Versorgung des zugrunde liegenden Tumors eine regelmäßige Nachsorge anschließt, um frühzeitig Rezidive oder neue Tumoren zu detektieren.

Die Autorin

Dr. med. Franziska Gensel
Fach- und Prüfärztin für Dermatologie und Venerologie
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
20246 Hamburg

f.gensel@uke.de

Bildnachweis: Comprehensive Wound Center, Universitätsklinikum Eppendorf; privat

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