- Anzeige -
Dermatologie

Chronische Wunden

Kaltplasma – eine neue Ära der Wundbehandlung?

9.11.2023

Das Kollektiv der Patienten mit chronischen Wunden ist sehr heterogen. Da die leitliniengerechte Wundversorgung nur bei einem Teil der Patienten zur Heilung führt, sind neue Ansätze vonnöten – wie die Anwendung von Kaltplasma, die sich in Studien als wirksam und leicht anwendbar zeigt.

„Viele Patienten leiden – nicht zuletzt durch den Geruch ihrer Wunden – unter sozialer Ausgrenzung und einer deutlichen Reduktion ihrer Lebensqualität“, erklärte Prof. Dr. med. Markus Stücker (Bochum). „Auch wenn unser Ziel immer die Wundheilung ist, erreichen wir diese bei bis zu 30 % nicht innerhalb eines Jahres. Das muss sich ändern. Auch in Anbetracht der hohen Jahrestherapiekosten von 16.000–20.000 Euro pro Patient.“ Innovative therapeutische Ansätze, die die Heilung beschleunigen, aber auch Schmerzen und das Auftreten von Wundinfektionen reduzieren, seien daher essenziell. Studien zu neuen Therapien sollten zudem unbedingt Patienten mit großen Wunden einschließen, um verlässliche Aussagen für das Real-Life-Kollektiv machen zu können.

Ein vielversprechender Ansatz stellt die Therapie chronischer Wunden mit Kaltplasma (CPT) dar. Das ionisierte Gas bewirkt bei 37 °C eine Zytokinausschüttung in den Zellen und regt damit die Wundheilung an. Gleichzeitig wirkt es desinfizierend und tötet Bakterien ab, auch multiresistente. Angewendet werden kann es zusätzlich zur leitliniengerechten Standardwundtherapie (SWT), stellt allerdings noch keine ­Kassenleistung dar. Das seit 2 Jahren laufende Bewertungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) könnte bei einem positiven Bescheid aber bald dazu führen, dass die CPT bei chronischen Wunden zum Routine-Einsatz wird.

Denn in der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten POWER-Studie zeigte sich die Behandlung großflächiger chronischer Wunden mit zusätzlich zur SWT durchgeführter CPT der alleinigen SWT bereits in der Zwischenanalyse mit 48 Patienten überlegen [1]. Und das nicht nur bei der Wirksamkeit mit einem deutlichen Anstieg der Wundheilungsrate um 214 %, wobei der Effekt bereits nach der ersten Behandlung eintrat und sich kontinuierlich bis Tag 25 steigerte. Auch in den Punkten Wundverschluss, Reduzierung von Antibiotikatherapien (4 % vs. 23 % nur SWT), Schmerzreduktion (medianer passiver Wund­schmerz von 0 in der CPT-Gruppe) und Stei­gerung der Lebensqualität waren CPT plus SWT der alleinigen SWT deutlich überlegen. Dabei bildeten die Studienteilnehmer das Real-World-Kollektiv der chronischen Wundbehandlung mit Wundgrößen bis zu 100 cm² und Einschluss trotz Komorbiditäten sehr gut ab. „Diese Daten sind ein echter Meilenstein für die Kaltplasmatherapie, aber vor allem für die Behandlung chronischer Wunden“, so Stücker.

Verwendet wurde eine aktive Wundauflage, die über eine große Behand­lungsfläche von 11 × 11 cm ein homogenes Plasmafeld erzeugte. Die Behandlung wurde über 4 Wochen 10 × für je 2 Min. durchgeführt. Die Wirkung der CPT zeigte sich unabhängig von Faktoren wie BMI oder Alter und hielt auch nach Therapie­ende bis ­Woche 16 an.

1 Abu Rached N et al., J Clin Med 2023; 12: 5121

Medtech-Talk im Reichstag „Überlegene Hightech-Medizin trifft auf konventionellen Gesundheitsmarkt” (Veranstalter: Coldplasmatech GmbH), Berlin, September 2023

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

No items found.
123-nicht-eingeloggt