Auch wenn der Anti-Immunglobulin-E-Wirkstoff Ligelizumab die Wirksamkeit von Omalizumab bei H1-Antihistaminika-refraktärer chronischer spontaner Urtikaria in zwei aktuellen Studien nicht übertraf, erwies es sich als gut verträglich und erzielte hohe Ansprechraten.
Zwei Phase-III-Studien bestätigen den Nutzen des Anti-IgE-Ansatzes bei chronischer spontaner Urtikaria (CSU). In PEARL-1 und PEARL-2, zwei identisch designten, doppelt verblindeten, internationalen Multicenter-Studien, erhielten Patienten und Patientinnen ab 12 Jahren mit H1-Antihistaminika-refraktärer CSU 3 : 3 : 3 : 1 randomisiert über 52 Wochen alle 4 Wochen entweder 72 mg oder 120 mg Ligelizumab, 300 mg Omalizumab oder Placebo. Die Placebogruppe wurde zu Woche 24 auf 120 mg Ligelizumab umgestellt. Ligelizumab war Placebo deutlich überlegen, nicht aber Omalizumab.
Ligelizumab ist ein humanisierter, monoklonaler Anti-Immunglobulin-E(IgE)-Antikörper der nächsten Generation, mit hoher Affinität gegenüber IgE. Bisher ist hier lediglich Omalizumab verfügbar. CSU-Leitlinien empfehlen es in der Zweitlinientherapie, falls nicht sedierende H1-Antihistaminika trotz Aufdosierens auf das Vierfache der zugelassenen Dosis unzureichend wirken.
Insgesamt wurden 2 150 Patienten und Patientinnen eingeschlossen. Während in die Sicherheitsanalysen Daten aller Personen eingingen, zählten für die primären und sekundären Wirksamkeitsendpunkte nur die der 2 057 erwachsenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Primärer Endpunkt war die Veränderung bei Quaddeln und Juckreiz, erfasst mit dem 7-Tage-Urticaria-Activity-Score (UAS7) zu Woche 12. Die Ausgangswerte lagen bei 29,4–31,1 von maximal 42 Punkten. Gegenüber Placebo sank der Wert unter 72 mg Ligelizumab in PEARL-1 um 8 Punkte stärker ab, in PEARL-2 um 10 Punkte. Unter 120 mg waren es - 8 und - 11 Punkte. Im Vergleich zu Omalizumab waren die Unterschiede mit + 0,7 und + 0,4 Punkten für die 72-mg-Dosis und + 0,7 und - 0,7 Punkten für die 120-mg-Dosis nicht signifikant.
Ein Drittel nach 3 Monaten erscheinungsfrei
Die Verbesserungen waren in allen Anti-IgE-Gruppen ab Woche 4 erkennbar, nach Umstellung auf Ligelizumab auch in der Placebogruppe. Ungefähr ein Drittel der mit einem der Antikörper Behandelten erreichte zu Woche 12 einen UAS7 von 0. Unter Ligelizumab erlebten Betroffene bis dahin signifikant mehr Angioödem-freie Wochen als unter Placebo. Die Beobachtungen bei den Jugendlichen waren ähnlich.
Neue Sicherheitssignale ergaben sich nicht. Über mindestens eine Nebenwirkung berichteten 59 % und 61 % der mit 72 mg bzw. 120 mg Ligelizumab Behandelten sowie 61 % derer unter Omalizumab und 56 % derer unter Placebo. Die meisten Nebenwirkungen wurden als nicht behandlungsbedingt eingestuft. Milde bis moderate Lokalreaktionen waren unter Ligelizumab häufiger als unter Omalizumab. Schwere Nebenwirkungen waren durchweg selten. Ein Fall von Anaphylaxie im Zusammenhang mit Ligelizumab war nach einem Tag unter Behandlung abgeklungen.
Maurer M et al., Lancet 2024; 403: 147–59