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Gynäkologie

Interview

Fokus Menopause – Gelassen durch die Zeit der Hormonumstellung

25.2.2022

Die Wechseljahre stehen für einen vollkommen natürlichen Prozess im Leben der Frau, bei dem ein möglichst entspannter Umgang mit sich selbst eine wichtige Grundlage für das persönliche Wohlbefinden liefern kann. Doch was tun, wenn wegen Hitzewallungen oder Stimmungs­schwankungen an Gelassenheit nicht zu denken ist?

Frau Straße von Ridder, Sie erleben täglich Patientinnen, die in den Wechseljahren zu Ihnen kommen. Welche Themen beschäftigen die Frauen?

Anfänglich können es beispielsweise sehr starke oder unregelmäßige Blutungen sein. Dann natürlich Hitzewallungen, vermehrte Kopfschmerzen und muskuläre Verspannungen. Als belastend erleben viele Frauen optische Veränderungen wie Gewichtszunahme und Haarausfall. Einige leiden unter Erschöpfungszuständen und entwickeln zunehmend eine nervöse Unruhe.

Gereiztheit, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsschwierigkeiten können den privaten und beruflichen Alltag erschweren. Möglicherweise entstehen auch partnerschaftliche Stresssituationen, etwa aufgrund von sexueller Unlust. Kurz: Ein Wandel findet statt, ganz ähnlich wie in der Pubertät. Manchen Frauen verlangt der viel ab, psychisch wie körperlich.

Was raten Sie Ihren Patientinnen in dieser Zeit?

Zum Beispiel zu versuchen, mehr in sich hineinzuhören. Hierzu bewegt mich übrigens schon seit Langem folgender Gedanke: Gesellschaftlich ist es vollkommen akzeptiert, dass Pubertierende in Ruhe gelassen werden müssen, weil sie Zeit für die Orientierung brauchen. Es wundert auch nicht, wenn sie sich merkwürdig benehmen. Die Frau in den Wechseljahren „darf“ all dies nicht, obwohl wir es – streng genommen – doch ebenso mit hormonellen Veränderungen, einer neuen Orientierungsphase und einem ungewohnten Selbsterleben zu tun haben. Etwas mehr Umsicht in dieser Zeit kann daher hilfreich sein. Das klappt natürlich nur und wird dem Gegenüber verständlicher, wenn die Frau selbst ihre Bedürfnisse wahrnimmt, zulässt und entsprechend deutlich kommuniziert. Dadurch lassen sich viele Konflikte und Unsicherheiten aus dem Weg räumen.

Hitzewallungen – eine ganz natür­liche Reaktion auf Hormonstürze, lästig zwar, aber in der privaten Umgebung gewiss leichter „handhabbar“ als im Job. Was empfehlen Sie berufstätigen Frauen?

Schön wäre es, wenn Frauen in Zukunft wie selbstverständlich sagen könnten: „Entschuldigen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen. Könnten wir bitte das Fenster öffnen? Es geht mir gut, ich habe eine Hitzewallung. In ein paar Minuten und nach einem Schluck Wasser bin ich wieder ganz bei Ihnen.“ Aber bis wir so entspannt mit dem Thema und uns selbst umgehen, ist es immerhin gut zu wissen: Oft folgt auf eine Hitzewelle ein Kältegefühl, da die feuchte, verschwitzte Haut schnell auskühlt. Hilfreich ist hier Kleidung aus Baumwolle oder Wolle-Seide-Mischungen, da sie zugleich wärmend und kühlend wirken kann.

Wozu raten Sie Frauen, die sich pflanzliche Alternativen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden wünschen?

Besonders interessant sind Pflanzeninhaltsstoffe mit hormonähnlicher Wirkung, z. B. der Sibirische Rhabarber. Das aus der mongolischen ­Medizin bekannte Knöterichgewächs enthält in seiner Wurzel einen estrogenähnlichen Inhaltsstoff, der z. B. übermäßig auftauchende Hitzewallungen und Schweißausbrüche reguliert. Dazu ist es wichtig zu verstehen, dass Pflanzen keine Hormone sind und auch kein Hormonersatz. Ihre Inhaltsstoffe haben lediglich ähnliche Effekte auf den weiblichen Organismus. Maximal können sie Teilfunktionen hormoneller Abläufe übernehmen. Pflanzen, die natürliche Substanzen wie Isoflavone, Flavonoide oder Stilbene enthalten, nennt man Phyto-SERM (selective estrogen receptor modulator), da sie an den Estrogenrezeptoren im ­Körper interagieren, und zwar bevorzugt mit den Beta-­Estrogenrezeptoren.

Im Gespräch

Saskia Straße von Ridder
Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Frauenheilkunde in München

www.frauennaturheilkunde.com

Bildnachweis: privat

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