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Allgemeinmedizin

Indolente systemische Mastozytose

Hoffnung durch neue Therapieoption

22.7.2024

Die Symptome bei indolenter systemischer Mastozytose (ISM) sind vielfältig. Jetzt können viele dieser Beschwerden durch Avapritinib deutlich gemindert werden – und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Der Tyrosinkinase-Hemmer ist seit 12. Dezember 2023 für Erwachsene mit (mittel-)schwerer ISM zugelassen.

Bei der indolenten systemischen Mastozytose (ISM) akkumulieren durch die genetische Fehlsteuerung (Mutation KIT D816V) der Mastzellproliferation in vielen Organen Mastzellen zu Nestern und schütten dort Histamin aus. Je nach Menge und Lokalisation verursacht dies eine vielgestaltige Symptompalette. Bei 95 % der Betroffenen tauchen die ersten Symp­tome an der Haut auf: Kleine, runde, braune, monomorphe Läsionen, meist zuerst an den Oberschenkeln, später am Rumpf. Dazu kommen Juckreiz und Quaddeln durch die Histamin-Ausschüttung. Diese Urtikaria lässt sich auch mit Druck und Reibung pro­vozieren (Darier-Zeichen), was im Alltag durch Strumpfanziehen oder einen engen Hosengummi zu Juckreiz und/oder Quaddeln führen kann. Im Gastro­intestinaltrakt – dem zweithäufigsten Manifestationsort – zeigt sich die ISM vor allem durch Diarrhöen und abdominelle Krämpfe. An den Atemwegen kann es zu Schwellungen bis hin zur Atemnot kommen. Auch am ZNS kann sich die ISM ­bemerkbar machen, z. B. durch kognitive Störungen oder ­Depressionen. Ebenso kann das muskuloskelettale System betroffen sein (Osteoporose, Arthralgien oder Muskelschmerzen).

Erleichterung bei Diagnostik und Therapie

Mit einer Inzidenz von 1 : 100 000 gilt die ISM als seltene Erkrankung, berichtete PD Dr. med. Jens Panse (Aachen). Da das vielfältige Erscheinungsbild die Diagnosestellung bisher erschwerte, ist eine hohe Dunkelziffer anzunehmen. Die diagnostischen ­Methoden haben sich jedoch gebessert. Heutzutage lautet die Expertenempfehlung bei typischem Exanthem oder unspezifischen Beschwerden in verschiedenen Organsystemen: Bestimmung der Tryptase-Spiegel im Blut; bei einem Wert > 20 ng/ml gilt der Verdacht als erhärtet und sollte mit dem Nachweis der KIT-D816V-Mutation bestätigt werden. Noch gilt aber nur der Nachweis der Mastzellnester im ­Knochenmark als beweisend für die ISM.

Wurde die ISM bisher mit Antihistaminika und Mastzellstabilisatoren eher unzureichend behandelt, gibt es jetzt mit dem Tyrosinkinase-Hemmer Avapritinib eine neue Therapieoption, bei der hochselektiv die KIT-Aktivierung und somit auch die Mastzellproliferation und -aktivierung gehemmt werden. Klinisch bedeutet dies einen deutlichen Symptomrückgang, wie die PIONEER-Studie ergeben hat [1], so Prof. Dr. med. Marcus Maurer (Berlin). Personen mit mittelschwerer bis schwerer ISM (Total Symptom Score [TSS]: ≥ 28 Punkte) hatten entweder Avapritinib 25 mg 1 × täglich (n = 141) oder Placebo (n = 71) ­erhalten. Unter dem Verum nahm der TSS von Baseline bis Woche 24 um 15,6 Punkte ab (95%-Konfidenzintervall [KI] -18,6 bis -12,6), unter Placebo um 9,2 Punkte (95%-KI -13,1 bis -5,2; p < 0,003). Auch die Serum-Tryptase-Spiegel sanken in der Verum-Gruppe signifikant. Ödeme und ein Anstieg der ­alkalischen Phosphatase traten unter Avapritinib häufiger auf als unter Placebo.

  1. Gotlib J et al., NEJM Evid 2023; 2: EVIDoa2200339

Online-Pressegespräch, ISM-Expertenzirkel „We MAST talk“ (Veranstalter: Blueprint Medicines), März 2024

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