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Gynäkologie

Forum Frauengesundheit

REgelblutung zwischen Befindlichkeit und Medizin

26.8.2024

Viele Frauen leiden an Blutungsstörungen, die sie jeden Monat für einige Tage außer Gefecht setzen. Ein auch gesellschaftspolitisch relevantes Thema, das in Deutschland aber kaum adressiert wird. Beim Forum Frauengesundheit in Berlin erhielt es nun den ihm gebührenden Platz.

Menstruation wird hierzulande vielfach noch als schambehaftet empfunden, unterschätzt und häufig auch fehlerhaft behandelt. „Unterdiagnostiziert, oft überbehandelt“, so fasste Prof. Dr. med. Mandy Mangler auf dem 2. Forum Frauengesundheit in Berlin den aktuellen Stand der Diskussion zum Thema Blutungsstörungen zusammen. Auch die Frauen wüssten über die Regelblutung nur wenig Bescheid, meinte Mangler, Gynäkologie-Chefärztin am Vivantes Klinikum der Hauptstadt. Hinzukomme die geringe Zahl der Abbildungen „echter Anatomie“ in Unterricht und Medien.

Gerade aber die diskursive Behandlung der Befindlichkeit in der Presse sowie offene Kommunikation mit Gynäkologinnen und Gynäkologen hält Mangler für einen wichtigen Schritt, um das Bewusstsein für den starken Leidensdruck bei schweren Monatsblutungen zu erhöhen. „Die Periode ist politisch“, sagte sie knapp. Für ihren Einsatz um Gleichstellung und Diversität erhielt Mangler den Berliner Frauenpreis 2022.

Starke Blutung kann bei einem Blutverlust von > 80 ml zu Eisenmangel, Blutarmut, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, sogar Depressionen führen. In diesem Zusammenhang verwies die Gynäkologin auf gravierende Häufigkeitsunterschiede von Endometriumablationen und Hysterektomien aufgrund dysfunktionaler Blutungen in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland: So werden in den beiden Vergleichsländern Ablationen rund zehnmal häufiger ausgeführt als in Deutschland, während hierzulande die Hysterektomierate aus demselben Grund etwa zehnmal höher liegt.

„Auch bei Ärztinnen und Ärzten ist Menorrhagie nicht immer als Erkrankung im Hinterkopf“, meinte Mangler. „Sie müssen genauso wie Patientinnen sensibilisiert werden.“ Als Therapieoptionen für den Gebärmuttererhalt schlägt Mangler vor: medi­kamentöse Behandlung, Radiofrequenz- und ­Endometriumablation, hysteroskopische und ­laparoskopische Therapie sowie radiologisch MRT-­gesteuerten ­Ultraschall und Embolisation.

2 000 Jahre Patriarchat haben die Menstruation bis heute stigmatisiert, sodass 60 % der Frauen es als unangenehm empfinden, darüber auch nur zu sprechen. Dr. med. Kirsten Kappert-Gonther, Psychologin und Psychiaterin, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und derzeit amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, empört es zudem, dass den Frauen zugemutet werde, ihre Schmerzen klaglos auszuhalten. Zudem fehle in Deutschland ein kostenreduzierter Zugang zu Hygieneartikeln sowie die Einrichtung des Menstruationsurlaubs wie in anderen Ländern.

Wouter Peperstraete, Vertreter des eingeladenden US-Medizinunternehmens Hologic, beklagte in ­seiner Begrüßungsrede, dass die Zyklusstörungen zu wenig beachtet werden. Starke Blutungen seien vielmehr „behandlungswürdige Störungen, die nicht nur für Frauen, sondern indirekt auch für Männer Folgen haben können“.

Diskussion „Scham und Stigma. Die Regelblutung nicht länger tabuisieren und die starke Regelblutung besser behandeln“ anlässlich des 2. Forums Frauengesundheit (Veranstalter: Hologic Deutschland GmbH), Berlin, Juni 2024

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