Der GastroPanel® Quick Test NT ermöglicht die Untersuchung auf Helicobacter pylori, atrophische Gastritis sowie eine Säureüberproduktion des Magens bei symptomatischen und asymptomatischen Patientinnen und Patienten – vor Ort, mit Messergebnissen inklusive Interpretation innerhalb von 15 Minuten.
In der ambulanten Versorgung stellen sich häufig Patientinnen und Patienten mit unklaren Beschwerden wie Bauchschmerzen, Magen-Darm-Krämpfen, Völlegefühl, Übelkeit und Sodbrennen vor. Eine sorgfältige Diagnostik ist hier angeraten, um die Ursache, etwa eine Magenschleimhautentzündung oder eine atrophische Gastritis, zu identifizieren bzw. die Risiken für Folgeerkrankungen einschätzen zu können. So ist etwa die atrophische Gastritis ein Risikofaktor für die Malabsorption von Vitamin B12 und Eisen sowie für Magen- oder ösophageale Karzinome.
Ein viel genutztes und bewährtes Diagnose-Instrument stellt die Gastroskopie dar. Diese ist jedoch nicht nur mit Unannehmlichkeiten verbunden, sondern kann auch alters- und konstitutionsbedingt eine Belastung für die Erkrankten sein. Alternativ oder als Ergänzung bietet sich der länger bekannte GastroPanel® an, der nun als Point-of-Care(POC)-Diagnostik-Tool, dem GastroPanel® Quick Test NT, zur Verfügung steht und sowohl für die Betroffenen als auch die Behandelnden Vorteile bietet.
Innovative POC-Diagnostik
Der Test beruht auf Immunoassays für 4 magenspezifische Marker: Antikörper gegen Helicobacter pylori, Pepsinogen I und Pepsinogen II sowie Gastrin-17. Sie geben Informationen über Struktur und Funktion der Magenschleimhaut sowie über Entzündungen, Grad und Lokalisation einer atrophischen Gastritis (Abb.) [1-9]. Eine Interpretation liegt den Messergebnissen bei.
Einfachen Tests (z. B. Atem- oder Stuhltest) ist diese Biomarker-Kombination deutlich überlegen, da diese keinen Aufschluss über Hyperazidität oder eine atrophische Gastritis mit den damit verbundenen Risiken ermöglichen [10,11].
Anwendungsoptionen
Zum Nutzen und den potenziellen Einsatzgebieten des GastroPanel® Quick Tests NT in der täglichen Praxis äußerte sich der erfahrene und an der Erstellung deutscher Leitlinien maßgeblich beteiligte Gastroenterologe Prof. Dr. med. Joachim Labenz (Siegen) im Interview.
Warum haben Sie sich mit der POC-Diagnostik beschäftigt?
Grundsätzlich gilt für alle inneren Organe, dass man sich für eine komplette Einschätzung von Gesundheit oder Krankheit neben der sehr häufig durchgeführten bildgebenden Diagnostik – hier Magenspiegelung – auch für die Funktion des Organs interessieren sollte. Die wesentlichen Funktionen des Magens leisten einen essenziellen Beitrag zum Verdauungsprozess, vor allem durch die Magensäure und das Pepsin, sowie eine Abwehr von Mikroorganismen, die mit der Nahrung aufgenommen werden.
Diese Parameter werden in der Routine nicht erfasst, obwohl sie doch eine hohe Relevanz haben und oftmals Ziel einer pharmakologischen Therapie mit beispielsweise Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) sind.
Ein weiterer wesentlicher Krankheitsfaktor im Magen ist eine Infektion mit Helicobacter pylori. Das Risiko von malignen Magenerkrankungen – Karzinom und Lymphom – ist bei Infizierten erhöht, ebenso das Risiko für Ulcera duodeni und ventriculi, auch für diejenigen, die durch Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) und nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) induziert werden.
Welche Erfahrungen konnten sie bei der Anwendung des innovativen Schnelltests gewinnen?
Seit Sommer 2023 konnte ich diesen Test bei mehr als 200 Patienten und Patientinnen evaluieren, bei denen ich auch Informationen zur klinischen Symptomatik, Medikation und zum endoskopischen und histologischen Befund habe. Der Test ist einfach: Man gewinnt 2 ml EDTA-Blut, pipettiert wenige Mikroliter Plasma in das Analysegerät und bekommt umgehend einen entsprechenden Befund zur Plasmakonzentration von Pepsinogen I und II sowie Gastrin-17 und ob Antikörper gegen Helicobacter pylori nachweisbar waren.
Nach kurzer Schulung ist diese Diagnostik von jeder MFA zuverlässig durchzuführen. Wir hatten insgesamt nur eine Fehlmessung. Die Ergebnisse waren nach meiner Einschätzung in Relation zu Klinik, Medikation, endoskopischem Befund und Histologie plausibel.
Bedarf es für die Interpretation der Ergebnisse einer speziellen Expertise?
Auch die Interpretation ist recht einfach. Liegen alle Parameter im Normbereich – ohne Beeinflussung etwa durch PPI –, ist nicht von einer klinisch relevanten Magenerkrankung auszugehen. Eine Ösophaguserkrankung, z. B. eine Refluxkrankheit, bleibt natürlich möglich.
Sind Antikörper gegen Helicobacter pylori nachweisbar, was in der Region, in der ich arbeite, selten geworden ist, empfiehlt sich eine weiterführende nicht invasive (z. B. Atemtest oder Stuhltest) oder invasive Keimdiagnostik, da Antikörper nur einen Kontakt mit der Infektion in der Vergangenheit belegen, nicht aber eine verlässliche Aussage hinsichtlich einer aktuell noch vorhandenen Infektion machen können. Bei meinen Patientinnen und Patienten hätte ich keine Helicobacter-pylori-Infektion übersehen.
Bei erhöhten Gastrin-Werten (ohne medikamentöse Beeinflussung) besteht der dringende Verdacht auf eine atrophische Corpusgastritis, sei es durch Autoimmunität (Typ-A-Gastritis vom Perniziosatyp) oder eine fortgeschrittene Helicobacter-pylori-Gastritis mit multifokaler Atrophie. In sehr seltenen Fällen kann auch ein Gastrin-produzierender Tumor vorliegen. Cave: Im Regelfall sind bei der Atrophie auch die Pepsinogen-Konzentrationen reduziert, nicht jedoch bei Gastrin-produzierenden Tumoren. Diese Konstellation, Gastrin-17 erhöht und Pepsinogen erniedrigt, indiziert auf jeden Fall eine endoskopische Diagnostik mit Verifizierung, Charakterisierung und histologischem Staging der Gastritis, da Erkrankte mit fortgeschrittener Atrophie im Magen ein erhöhtes Magenkarzinomrisiko aufweisen. Bei den von mir Untersuchten wäre bei Anwendung des serologischen Screenings niemand mit einem solchen Gastritis-Phänotyp übersehen worden.
Ein weiterer möglicher Einsatzbereich ist das Screening von erstgradigen Verwandten von Magenkarzinom-Betroffenen auf Helicobacter pylori. Die Leitlinie von 2023 gibt hierfür eine starke Empfehlung („soll“). Bei Personen über 40 Jahre soll das endoskopisch erfolgen, bei Jüngeren ist auch ein nicht invasives Screening erlaubt. Da die Antikörper-Testung nicht explizit empfohlen wird, würde ich eine repetitive Testung in jährlichen Abständen anraten.
Das klingt hoch spannend. Spielt der Test eventuell auch eine Rolle in der Therapieüberwachung?
Ja, unbedingt. Für die Überprüfung einer Helicobacter-pylori-Eradikation frühestens 4 Wochen nach Ende der Therapie wird die serologische Diagnostik in unserer aktuellen Leitlinie nicht empfohlen, wenngleich auf lange Sicht die Antikörper-Titer fallen und ein Abfall um > 50 % – vorausgesetzt es wurde der gleiche Test eingesetzt – als Surrogat für eine erfolgreiche Therapie gilt. Die Antikörper werden im GastroPanel® Quick Test NT quantitativ gemessen, sodass dieser hierfür prinzipiell in Betracht kommt. Er eignet sich auch zum langfristigen Monitoring – im Hinblick auf eine (seltene) Reinfektion.
Unter laufender PPI-Therapie kann Helicobacter pylori im Magen supprimiert sein. Kann man eine PPI-Therapie aus medizinischen Gründen nicht mindestens 14 Tage vor einer geplanten Diagnostik pausieren, wie in der Leitlinie empfohlen, kann auch hier der Antikörper-Titer hilfreich sein.
Weiterhin ist es mit diesem Test-Kit möglich, die Entwicklung einer Pepsinogen- und Säuresekretion nach einer erfolgreichen Sanierung einer Helicobacter-pylori-Infektion, also der Erholung der Magenschleimhautfunktion, zu überwachen.
Darüber hinaus ist aus meiner Sicht ein besonders interessanter Einsatz die Einschätzung der säuresekretionshemmenden Wirkung eines PPI. Steigt der Gastrin-Spiegel deutlich an, ist von einer suffizienten Säurehemmung auszugehen, sodass beispielsweise Dosisadjustierungen bei unzureichendem klinischem Effekt sinnlos sind. Befindet sich der Gastrin-Spiegel dagegen im Normbereich oder ist sogar supprimiert, kann eine Dosiseskalation sinnvoll sein. Da ich viele Refluxpatienten und -patientinnen mit unzureichendem PPI-Effekt betreue, war gerade dieser Aspekt für mich in vielen Fällen sehr hilfreich.
Wie sich der Quick Test rechnet
Als Lesegerät wird für den GastroPanel® Quick Test NT der GP Reader NT benötigt. Inklusive persönlicher Einarbeitung beträgt der Listenpreis für diesen 4 900 Euro. Er kann aber auch monatlich für 99 Euro gemietet werden. Bei einem Einkaufspreis pro Test von 65,45 Euro und einer Erstattung pro Test nach GOÄ von 120,- Euro armortisieren sich die Ausgaben schnell.
Die Messung der Biomarker kann analog entsprechend GOÄ 4291 (H.-pylori), 4062* (PI und II) und 4051 (G-17) abgerechnet werden.
*Wird eine Untersuchung mittels Ligandenassay, die obligatorisch eine Doppelbestimmung beinhaltet, als Einfachbestimmung durchgeführt, so dürfen nur zwei Drittel der Gebühr berechnet werden.
Impressum
Redaktion und Konzept: Dr. phil. nat. Claudia Schierloh
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der concile GmbH (Freiburg)
Bildnachweis: privat