Melanome machen nur 1 % aller Malignitäten bei Kindern aus und gehören zu den seltenen Tumoren in der Pädiatrie. Ihre histopathologischen Besonderheiten zu kennen sowie die Bedeutung einer Assoziation mit kongenitalen Nävi, hilft, sie zuverlässiger einzuschätzen.
Besondere Charakteristika ließen davon ausgehen, dass sich pädiatrische Melanome von denen Erwachsener unterscheiden, erklärte Dr. Riccardo Pampena (Rom). Aufmerksamkeit erforderten insbesondere 2 Aspekte: Bei Kindern würden häufig spitzoide Merkmale in histopathologischen Untersuchungen festgestellt. Und pädiatrische Melanome seien häufiger mit einem großen oder riesigen kongenitalen Nävus assoziiert.
Mit dem Alter steige das Risiko, dass sich hinter unauffällig wirkenden spitzoiden Läsionen ein Melanom verbirgt. Dies habe eine Studie gezeigt, in der das Alter als Prädiktor für eine histopathologische Melanom-Diagnose genutzt und ein Cut-off-Punkt bei 12 Jahren gesetzt wurde [1]. Jenseits dieses Alters solle jede spitzoid aussehende Läsion – auch bei sehr typischer Ausprägung – exzidiert werden, um ein Melanom auszuschließen, zitierte Pampena das Autorenteam.
Größeres Lebenszeitrisiko bei großen kongenitalen Nävi
Mit steigender Größe nehme die Inzidenz kongenitaler Nävi ab. Sie betrage 1 : 100 bei kleinen kongenitalen Nävi (< 1,5 cm), 1 : 1 000 bei mittelgroßen (1,5 bis 20 cm) und 1 : 20 000 bzw. 1 : 500 000 bei großen (> 20 cm) und Riesennävi (> 50 cm). Das Lebenszeitrisiko von Menschen mit kongenitalen melanozytären Nävi (CMN) ein Melanom zu entwickeln, steige allerdings mit dem Nävusdurchmesser. Durchschnittlich liege es bei 1 %, erreiche bei großen und riesengroßen CMN 5 bzw. 10 %.
Bedeutung spitzoider Merkmale
Im vergangenen Jahr habe seine Arbeitsgruppe in einem systematischen Review mit Metaanalyse untersucht, welche prognostische Bedeutung spitzoide Merkmale und der Nävus-Assoziationsstatus von Melanomen haben [2]. Die berücksichtigten Studien umfassten 1 002 Kinder und Jugendliche ≤ 18 Jahren aus 42 Ländern. Das mediane Alter lag bei 12 Jahren (6–15), 38,8 % der Läsionen waren an den Gliedmaßen gefunden worden, jeweils etwa 27 % an Rumpf und Hals/Kopf (HN). Die mediane Tumordicke nach Breslow betrug 2,3 mm. Der Anteil an Fällen mit Ulzerationen oder Mitoseaktivität sei mit 42,0 % bzw. 87,1 % recht hoch gewesen.
Die am häufigsten gefundenen histologischen Melanom-Typen seien in dieser Gruppe erwartungsgemäß das superfiziell spreitende Melanom (SSM) mit 42,5 % sowie das noduläre Melanom (NM) mit 27,2 % gewesen. Spitzoide Melanome habe man in 19,9 % der Fälle identifiziert, bei den unter 10-Jährigen sogar in knapp 40 %.
Kinder und Jugendliche mit spitzoiden Melanomen seien im Durchschnitt jünger als jene mit nicht spitzoiden Melanomen (8 vs. 12,8 Jahre), häufiger an Kopf und Hals (32 vs. 23,5 %) sowie an den Extremitäten (49,5 vs. 41,3 %) betroffen, jedoch seltener am Rumpf (10,7 vs. 30,2 %). Außerdem waren ihre Melanome dicker (3,3 vs. 1,9 mm).
Hinsichtlich der Prognose zeigten spitzoide Melanome besondere Auswirkungen, so Pampena: Die Mortalität sei eher gering gewesen (12,0 %), Metastasen jedoch häufiger als angesichts der geringen Mortalität erwartet (72,3 % der Fälle). Für das SSM seien hingegen die Mortalität gering (15,2 %) und Metastasierung selten (28,3 %) gewesen, für das noduläre Melanom beide hoch (44,6 % bzw. 67,8 %). Insgesamt sei die Melanom-bezogene Mortalität also für NM höher gewesen als für die beiden anderen Typen, während das Metastasierungsrisiko sowohl für das NM als auch das spitzoide Melanom höher war als für das SSM.
Prognose nach Nävus-Assoziation
Die Rate Nävus-assoziierter Melanome (NAM) sei im Review in der Gesamtgruppe der unter 18-Jährigen mit 39,5 % um 10 % höher als in der Allgemeinbevölkerung gewesen, bei der 29,1 % NAM in einer Metaanalyse gefunden worden waren [3]. In der sehr jungen pädiatrischen Population (< 10 Jahre) seien NAM mit 48,3 % häufiger als bei Kindern ≥ 10 Jahre, deren Rate etwa jener bei Erwachsenen entspreche.
Der Vergleich zwischen De-novo-Melanomen (DNM), kongenitalen NAM (cNAM) und erworbenen NAM (aNAM) habe gezeigt, das DNM-Patientinnen und -Patienten häufiger an den Extremitäten betroffen und älter waren, jene mit cNAM und aNAM häufiger am Rumpf betroffen und jünger (Tab.). Außerdem seien die Mortalitäts- und Metastasierungsraten bei allen Subtypen konsistent gewesen und die Prognose bei cNAM am schlechtesten, und zwar insbesondere bei Assoziation mit großen oder riesigen Nävi.
Drei biologische Muster pädiatrischer Melanome
Für spitzoide pädiatrische Melanome lasse sich sagen, dass sie eine widersprüchliche Charakteristik aufweisen, da sie trotz hoher Metastasierungsneigung eine eher geringe Mortalität bedingten. Die Ursache sei möglicherweise eine Überklassifikation benigner spitzoider Läsionen als Melanome, vermutete Pampena [4]. In der Zusammenschau definierte er 3 Melanom-Typen bei Kindern – einen Erwachsenen-Melanom-ähnlichen, einen aggressiven und einen indolenten Melanom-Typ:
Vortrag „Melanoma in Children“ anlässlich des Kongresses der European Academy of Dermatology and Venereology, Amsterdam, September 2024