Das Thema Frauengesundheit endet nicht mit der Hormonsprechstunde. Viele Patientinnen bringen auch ihre Probleme aus anderen medizinischen Bereichen mit in die Praxis – etwa arthrotische Gelenkbeschwerden. Und sind dankbar, wenn sie brauchbare Tipps für eine bessere Lebensqualität bekommen. Zum Beispiel, welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wer davon profitieren kann.
Die Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung mit Verlust an hyalinem Gelenkknorpel mit Umbau des subchondralen Knochens. Bisher gibt es keine konservative Therapie, die die degenerativen Knorpelveränderungen aufhalten oder sogar regenerieren kann. Bei der symptomatischen Behandlung von Arthrosen kommt Hyaluronsäure (HA) seit Jahren zum Einsatz. Sie ist ein Hauptbestandteil der synovialen Gelenkflüssigkeit. Chondrozyten und Synoviozyten bilden die Hyaluronsäure und verleihen der Gelenkflüssigkeit ihre Viskoelastizität. Sie fungiert quasi als Schmiermittel im Gelenk. Ein Anstieg der Elastizität ist bei hohen Scherkräften wie bei mechanischen Belastungen beim Sport zu beobachten und hat eine gute Stoßdämpfung zur Folge. Bei niedrigen Scherkräften in Ruhe steigt die Viskosität an und erhöht so die Benetzung des Gelenkknorpels mit der Synovialflüssigkeit. Dies ermöglicht ein reibungsfreies Gleiten der Knorpelflächen. Entzündungen nach einem Trauma oder bei vorliegender Arthrose vermindern die Hyaluronsäurekonzentration in der Gelenkflüssigkeit, womit die Pufferfunktion verloren geht. Dies begünstigt die Entstehung und das Fortschreiten einer Arthrose. Aus dieser Erkenntnis stammt das Konzept der Viscosupplementation mit einer Ergänzung von Hyaluronsäure mittels intraartikulärer Applikation.
Neue Metaanalysen ergaben eine klinisch eindeutige Schmerzhemmung durch i. a. applizierte HA, wobei diese nach vier Wochen sogar besser als bei NSAR, i. a. Kortikosteroidinjektion und Paracetamol ausfiel. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie empfiehlt die i. a. HA-Injektion bei Patienten mit einer NSAR-Kontraindikation oder bei denen NSAR nicht ausreichend wirken. Zudem kann die i. a. HA-Gabe zu einem verminderten Verbrauch an NSAR führen. Die alleinige Injektion des Kortikosteroids war hinsichtlich der Schmerzreduktion bis zu vier Wochen rascher wirksam, jedoch zeigte die Applikation von Hyaluronsäure eine langfristig größere Effektivität und ist somit der Steroidgabe überlegen. Eine Publikation im amerikanischen Ärzteblatt 2017 ließ nach einer Kortikosteroidgabe einen vermehrten Abbau des Gelenkknorpels erkennen, aufgrund der anabolen Wirkung auf das ohnehin bradytrophe Knorpelgewebe.
Prinzipiell kann eine i. a. Injektion mit HA in alle Gelenke erfolgen, wobei sich die Studien wegen der guten Zugänglichkeit überwiegend auf das Kniegelenk beziehen. Beim Hüftgelenk empfehlen wir eine sonografisch gesteuerte Injektion. Gelenkreaktionen oder lokale Überempfindlichkeiten nach i. a. HA-Injektion sind i. d. R. milde mit geringem Knieschmerz für wenige Tage. Bei Einhaltung der sterilen Kautelen mit sterilen Handschuhen, Mundschutz und Desinfektion ist eine intraartikuläre Infektion extrem selten. Bei fortschreitender Arthrose verliert die Therapie mit Hyaluronsäure immer mehr an Wirkung. Es muss ein Mindestmaß an Gelenkknorpel vorhanden sein, damit eine HA-Injektion die Gleitfähigkeit des Gelenks und die Pufferfunktion verbessern kann. Deswegen sollten Röntgenaufnahmen unbedingt im Stand durchgeführt werden, da nur so die Gelenkspalthöhe gut beurteilt werden kann. Eine ergänzende MRT-Diagnostik ist hilfreich, um eine mögliche zugrunde liegende strukturelle mechanische Ursache zu erkennen, die den Knorpelverschleiß über das für das Alter des Patienten normale Maß hinaus beschleunigt und sich ggf. beheben lässt. Wir empfehlen die Hyaluronsäureinjektion als Begleittherapie zur Unterstützung der kausalen Arthrosetherapie.
Patienten mit einer mittelgradigen Arthrose im Stadium II und III nach Kellgren-Lawrence ohne höhergradige anatomische Auffälligkeiten und einem Lebensalter
Der Autor
Dr. med. Dirk Hömig
Facharzt für Orthopädie und
Unfallchirurgie, Spezielle
Orthopädische Chirurgie
Orthopädische Gelenk-Klinik
Gundelfingen
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