Atherome stellen meist harmlose Hautläsionen ohne weiteren Behandlungsbedarf dar, doch sind sie für die Betroffenen nicht selten ein optischer Makel, der entfernt werden soll. Dabei kommen verschiedene chirurgische Methoden infrage. In seltenen Fällen muss aber auch eine maligne Entartung ausgeschlossen werden.
Die im klinischen Alltag unter dem Überbegriff Atherome (griech.: athere; Weizengrütze) zusammengefassten Hautläsionen lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: die Trichilemmalzysten, auch Grützbeutel oder echtes Atherom genannt, und die Epidermoidzysten.
Trichilemmalzysten
Bei der Trichilemmalzyste (auch: Isthmus-Katagen-Zyste, Pilarzyste) handelt es sich um eine Läsion, die solitär oder familiär gehäuft auftreten kann. Prädilektionsstelle ist das Kapillitium von Frauen in der zweiten Lebenshälfte. Die Läsionen treten oft multipel auf (Abb.). Eine seltene Sonderform ist der mosaikförmige trichilemmale epitheliale Nävus.
Trichilemmalzyste am Kapillitium
Trichilemmalzysten leiten sich von der äußeren Haarwurzelscheide (Trichilemm) ab und zeigen einen Verhornungstyp, der durch abrupte Verhornung mit kompaktem Hornmaterial und durch das Fehlen eines Stratum granulosum gekennzeichnet ist. Klinisch imponiert die Zyste als hautfarbener, prall elastischer, meist zwischen ein und zwei Zentimetern messender Tumor mit weißlich pastösem Inhalt. Über großen Zysten kann es durch Druckatrophie und Überdehnung der Haut zum Verlust der Haare kommen. Ein zentraler Porus lässt sich in der Regel nicht finden, weshalb Trichilemmalzysten weniger zu Infektionen neigen als Epidermoidzysten. Sehr selten kann eine Trichilemmalzyste maligne entarten und lymphogen metastasieren.
Epidermoidzysten
Die Epidermalzyste (epidermoidale Hornzyste) ist eine, besonders bei jüngeren Erwachsenen, sehr häufig auftretende Läsion. Ursächlich dafür ist meist eine traumatisch oder entzündlich bedingte Obstruktion des Follikelostiums mit Verlagerung von Epidermisanteilen ins Korium und Retention von Hornmassen. Histologisch ist das Epithel durch epidermoidale Verhornung mit Bildung eines Stratum granulosum gekennzeichnet.
Klinisch imponiert die Zyste als kugelige, kalottenförmige, ein bis mehrere Zentimeter große teigig-weiche Läsion mit Prädilektion der seborrhoischen Areale. Der Zysteninhalt besteht aus lamelliertem Keratinmaterial und Lipidmassen, die sich nach Inzision als käsig-bröckeliges Material von üblem, ranzigem Geruch exprimieren lassen.
Zentral ist meist ein Porus erkennbar, der die hohe Neigung zu Sekundärinfektionen mit Kokken und Anaerobiern mitbedingt, die als Atheroma inflammatum bezeichnet werden und sich durch eine schmerzhafte Entzündung und Vergrößerung der Zyste äußern. Weitere Komplikationen stellen Erysipel, Lymphangitis bzw. -adenitis und Phlegmone dar.
Eine Variante sind Skrotal- und Vulvazysten, die meist multipel auftreten (Schrotkugel-Skrotum), einen stark verhornten Zysteninhalt haben und gelegentlich auch verkalken können. Sie rupturieren selten und bedürfen nicht unbedingt einer Therapie. Von den Betroffenen wird sie jedoch oft gewünscht.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel klinisch, eventuell auch sonografisch. Bei Verdacht auf eine Trichilemmalzyste sollte gegebenenfalls histologisch ein proliferierender trichilemmaler Tumor ausgeschlossen werden.
Bei einem unauffälligen, nicht entzündeten Atherom ist eine Behandlung aus medizinischer Sicht nicht nötig. Manche Patienten empfinden die Hautveränderung jedoch als ausgeprägten optischen Makel. Zudem können die Zysten durch eine ungünstige Lokalisation ständiger Reibung oder Manipulation ausgesetzt sein, z. B. beim Bürsten der Haare bei Vorliegen eines großen Atheroms der Kopfhaut. In diesen Fällen sollte, ebenso wie beim Auftreten rezidivierender Entzündungen, eine chirurgische Entfernung der Zyste im Ganzen erfolgen. Alternativ ist auch eine schiffchenförmige Exzision der Pore und anschließende Präparation der Zyste möglich. Dabei sollte es allerdings nicht zur Verletzung der Zystenwand kommen, da dies in der Regel zur Vereiterung führt.
Bei der Marsupialisation wird der Zysteninhalt nach Inzision zunächst exprimiert, dann die Zystenwand mit einer Pinzette oder Klemme gefasst und nach außen gezogen. Vorteil hierbei ist die kleinere Narbe. Allerdings können dabei Reste des Zystensacks verbleiben. Bei ausgedehnter Inflammation kann vor der chirurgischen Intervention eine Antibiotikabehandlung indiziert sein.
Trichilemmalzysten, die meist am behaarten Hinterkopf weiblicher Patientinnen über 50 Jahre zu finden sind, entarten in seltenen Fällen und können dann lymphogen metastasieren. Sie sollten daher beobachtet und ggf. histologisch abgeklärt werden.
Epidermalzysten hingegen, die an Gesicht, Ohr, Hals, Rücken und proximalen Extremitäten jüngerer Erwachsener vorkommen, entarten nicht, können sich aber durch ihren Ausführungsgang leicht infizieren. Zudem sind sie oftmals kosmetisch störend. Die Therapie besteht in der vollständigen Exstirpation. Rezidive bei unvollständiger Entfernung sind häufig.
Die Expertin
Evelyn Brückner-Esslinger
Ärztin mit den Schwerpunkten Ernährungsmedizin, Naturheilverfahren und Orthomolekularmedizin
76227 Karlsruhe-Durlach
Literatur bei der Autorin